Die noch namenlose Kandidatin für den Titel "älteste bekannte Galaxie des Universums" - mal sehen, wie lange sie diesen tragen darf.

Foto: NASA, ESA, Garth Illingworth (University of California, Santa Cruz) and Rychard Bouwens (University of California, Santa Cruz and Leiden University) and the HUDF09 Team

London - Da macht man zum Jahreswechsel einen Rückblick auf 2010, und Ende Jänner 2011 ist er schon wieder veraltet! Am Ende der Ansichtssache "Einmal Universum und zurück" finden Sie ein Bild der Galaxie UDFy-38135539, der mit 13,1 Milliarden Jahren ältesten bekanntesten Galaxie ...

... bislang. Denn schon hat das "Hubble"-Weltraumteleskop ein Objekt erspäht, das die bisherige Rekordmarke noch einmal übertrifft. Diese Galaxie ist so weit entfernt, dass ihr Licht 13,2 Milliarden Jahre zu uns unterwegs war, wie ein internationales Astronomenteam im britischen Fachjournal "Nature" vom Donnerstag berichtet. Das Licht ist somit nur 480 Millionen Jahre nach dem Urknall "gestartet". 


(Quelle: NASA)

Die frühesten Anfänge

"Wir kommen den ersten Galaxien sehr nahe, von denen wir annehmen, dass sie sich 200 bis 300 Millionen Jahre nach dem Urknall geformt haben", erläuterte Garth Illingworth von der Universität von Kalifornien in Santa Cruz in einer Mitteilung. "Dieses Ergebnis ist an der Grenze unserer Möglichkeiten, aber wir haben Monate investiert, es zu überprüfen, daher sind wir ziemlich sicher."

Die Astronomen um Illingworth und Hauptautor Rychard Bouwens waren auf den Galaxien-Kandidaten im sogenannten "Hubble Ultra Deep Field" (HUDF) gestoßen. Das ist die Langzeitbelichtung eines besonders sternenleer erscheinenden Himmelsbereichs durch das Weltraumteleskop. Eine Belichtungszeit von insgesamt 87 Stunden enthüllte Hunderte ferne Galaxien in einem Ausschnitt, der von uns aus gesehen nur ein Zehntel so groß ist wie der Mond.

"Hubble" an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit

Je nach ihrer Entfernung war das Licht der Galaxien aus dem HUDF unterschiedlich lang unterwegs - die Galaxien in verschiedenen Distanzen zeigen daher auch den Kosmos zu unterschiedlichen Zeiten. "Unsere früheren Suchen haben zu einer etwas späteren Zeit 47 Galaxien gefunden, als das Universum ungefähr 650 Millionen Jahre alt war", berichtete Illingworth. "Aber 170 Millionen Jahre früher konnten wir nur diesen einen Galaxienkandidaten finden. Das Universum hat sich in kurzer Zeit rasch gewandelt." Unter anderem sei damals die Sternproduktion auf das Zehnfache hochgeschnellt.

Der 13,2 Milliarden Lichtjahre entfernte Galaxienkandidat ist hundertmal kleiner als unsere Milchstraße. Die Beobachtung ist damit an der Grenze dessen angelangt, was "Hubble" leisten kann. Eine endgültige Bestätigung der Entdeckung erwarten die Astronomen daher erst vom "Hubble"- Nachfolger, dem "James Webb Telescope", das voraussichtlich 2014 oder 2015 ins All gebracht werden soll. (red/APA)