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Bus oder Bahn sei "keine Glaubensfrage", so der oberste Verkehrsplaner.

Foto: REUTERS/LEONHARD FOEGER

St. Pölten - Das ist der Humor leidgeprüfter Öffi-Fahrer: Nationalrätin Gabriela Moser werde sich um ein paar Minuten verspäten, verkündete der Moderator einer Enquete der niederösterreichischen Grünen - "sie ist sicher öffentlich unterwegs" , rief prompt jemand aus dem Publikum. "So lange sich noch jemand beschwert, ist die Situation nicht verloren" , befand die Klubobfrau der Grünen im Landtag, Madeleine Petrovic. Sie selbst habe sämtliche Beschwerdenummern der ÖBB im Handy eingespeichert.

Genau ein Jahr ist es her, dass das Land eine Grundsatzvereinbarung unterschrieb und damit die Nebenbahnen übernahm. Seither wurden viele Züge durch Busse ersetzt, und nicht nur deswegen sei das letzte Jahr "katastrophal" für Pendler und Güterverkehr gewesen, befand Grünen-Verkehrssprecherin Amrita Enzinger. Friedrich Zibuschka, oberster Verkehrsplaner des Landes, verteidigte hingegen dessen Strategie. Bus oder Bahn sei "keine Glaubensfrage" , das Land gewährleiste Mobilität und habe vor allem für das Wald- und das Mostviertel Buskonzepte erarbeitet - Gegenden, die von der Bahn schlecht erschlossen gewesen seien.

Priorität Straße

Dennoch scheinen Autos und Straßenbau in Niederösterreich nach wie vor Priorität zu haben, was sich direkt auf das Geldbörsl auswirkt. 17,2 Prozent der Ausgaben pro Haushalt entfallen auf Verkehr, nur 0,5 davon allerdings auf Öffis, hat der Verkehrsclub Österreich errechnet. Der Verkehrsplaner Harald Buschbacher machte darauf aufmerksam, dass die Struktur des öffentlichen Verkehrs - vor allem die Konzentration auf Pendler- und Schülerverkehr - soziale Auswirkungen habe: Viele Eltern müssten ihre Kinder chauffieren, ohne Auto sei die soziale Teilhabe eingeschränkt. Insgesamt führe das zu einer "Verödung" des ländlichen Raums. (Andrea Heigl, DER STANDARD-Printausgabe, 27.1.2011)

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