Wien - Mögliche Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis: Sieben Testpersonen vom Verein für Konsumenteninformation gingen Ende 2009 zu sieben zufällig ausgewählten Wiener Allgemeinmedizinern zu einer "Vorsorgeuntersuchung". Dann wurden Abwicklung, Service und verrechnete Leistungen mit den Informationen aus dem den Versicherten jährlich zugesandten Leistungsblatt der Krankenversicherung verglichen. Fazit, so die Ergebnisse der kleinen Stichprobe laut den Konsumentenschützern: Nicht alle Ärzte führen die Vorsorgeuntersuchung so durch, wie es verlangt wird. Es gibt offenbar erhebliche Unklarheiten.

"Die erste Überraschung erlebten wir bereits, bevor der eigentliche Test beginnen konnte. Eine Medizinerin teilte unserem Probanden nämlich mit, dass eine Vorsorgeuntersuchung nicht möglich sei, da der Patient im selben Quartal schon einen (anderen) praktischen Arzt konsultiert habe. Die e-card lasse, so die Ärztin, eine Vorsorgeuntersuchung im selben Quartal nicht mehr zu, da dazu zwei Termine notwendig seien. Dies ist eine glatte Fehlinformation. Eine Vorsorgeuntersuchung ist immer möglich, egal wie viele Ärzte bereits aufgesucht werden", heißt es in dem Testbericht in der aktuellen Ausgabe des "Konsument".

Fehlender Anamnesebogen

Auch hinsichtlich der Durchführung der Vorsorgeuntersuchung gab es scheinbar Abweichungen vom vorgesehenen Programm. Die Konsumentenschützer: "Denn nur drei der sechs Ärzte absolvierten die VU so, wie sie eigentlich vorgesehen ist. Zwei Ärzte füllten keinen Anamnesebogen aus, ein Arzt tat dies direkt am Computer, händigte den Bogen jedoch nicht an den Patienten aus."

Kein einziges Mal sei es bei der reinen Vorsorgeuntersuchung geblieben. Alle sechs Ärzte hätten "weiterführende Abklärungen wie eine Untersuchung der Eisen- und Nierenwerte beziehungsweise zusätzliche Blutuntersuchungen, die auch separat und nicht im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung abgerechnet wurden" angeordnet. Das Problem liege darin, dass gerade damit der Patient sehr wohl an den durchführenden Arzt gebunden werden könnte, heißt es in dem Bericht.

Verzicht auf Abrechnung

Der Rat der Konsumentenschützer. "Schon aus diesem Grund ist es ratsam, die Vorsorgeuntersuchung beim Hausarzt vornehmen zu lassen, sofern sie von ihm angeboten wird." Einige Ärzte würden übrigens auf die Abrechnung verzichten, obwohl diese ihnen einen höheren Umsatz bringe als die Einzeluntersuchungen.

Im Jahr 2009 nahmen österreichweit rund 971.000 Frauen und Männer (ca. zwölf Prozent der Bevölkerung) an diesem Vorsorgeprogramm teil. Davon wurden 839.360 Basisuntersuchungen und zusätzlich 131.835 gynäkologische Untersuchungen durchgeführt. Der Anteil der Frauen war mit 582.591 (12,8 Prozent der Bevölkerung) deutlich höher als jener der Männer mit 388.604 (11,9 Prozent). (APA)