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Ingvar Kamprad gründete das Unternehmen in den 1950er Jahren in Schweden.

Foto: AP/Thord Nilsson

Stockholm - Ikea-Gründer Ingvar Kamprad kontrolliert einem Fernsehbericht zufolge das milliardenschwere schwedische Möbelunternehmen über eine bisher unbekannte Stiftung noch immer und hinterzieht damit auch Steuern. Zentrum des Unternehmensgeflechts sei die Stiftung Interogo im Steuerparadies Liechtenstein, hieß es in einer am Mittwoch ausgestrahlten Dokumentation des Senders SVT. Kamprad wies den Vorwurf der Steuerhinterziehung zurück.

Der 84-jährige Firmengründer bestätigte am Abend vor Ausstrahlung der Sendung im schwedischen Fernsehen in einer E-Mail an die Nachrichtenagentur TT die Existenz der Stiftung Interogo. Diese werde zwar von seiner Familie kontrolliert, aber von einem Gremium von Außenstehenden geleitet. Weder er noch seine Familie übten noch irgendeine Kontrolle über Ikea aus, versicherte er. Das Unternehmen gehöre ausschließlich der niederländischen Stiftung "Stichting Ingka Foundation" und deren Tochter Ingka Holdings. Ziel der Interogo sei es, das "langfristige Überleben" Ikeas zu sichern, schrieb Kamprad.

"Kontrolle und Macht"

In der zweiteiligen Fernsehdokumentation heißt es dagegen, Kamprad habe sich "Kontrolle und Macht über Ikea gesichert". Er habe "unter völliger Geheimhaltung" die Stiftung Interogo gegründet - "in einem der bekanntesten Steuerparadiese der Welt, Liechtenstein". Interogo sei vor 20 Jahren gegründet worden und ihr Ableger Inter Ikea Systems B.V. erhalte bei jedem Verkauf steuerfrei drei Prozent des Umsatzes.

"Inter Ikea ist das wahre Ikea", heißt es in dem Bericht. Interogo habe so ein Kapital von 100 Mrd. Kronen (11,29 Mrd. Euro) angehäuft. Milliardengewinne würden ins Ausland geschafft und zwischen den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, der Schweiz, den Jungferninseln und Zypern verteilt, "um keine Steuern zahlen zu müssen", heißt es in dem Bericht.

Den Vorwurf der Steuerhinterziehung wies Kamprad in seiner E-Mail an TT vom Mittwochabend zurück. Ikea befolge die Gesetze und zahle seine Steuern, hieß es in der Erklärung, die auch auf der Unternehmenswebseite veröffentlicht wurde. Steuern habe er aber immer auch als Kosten betrachtet, schrieb Kamprad. Deshalb habe er eine "optimierende Struktur" gewählt, die dem Unternehmen "die Möglichkeit und Flexibilität gibt", sein bereits einmal besteuertes Vermögen für die Expansion und Entwicklung zu nutzen, ohne noch einmal besteuert zu werden. Kamprad lebt seit 1976 in der Schweiz, weil er nach eigenen Angaben die hohen Steuern in seinem Heimatland Schweden nicht zahlen wollte.

Der 1926 im schwedischen Agunnaryd geborene Selfmade-Unternehmer gilt als medienscheu. Die Geschäftsbücher seines nicht an der Börse notierten Unternehmens hielt er stets verschlossen. Seine ersten Geschäfte macht er mit Füllfederhaltern und Streichhölzern. 1947 verkaufte er seine ersten Möbel und unterbot regelmäßig seine Konkurrenten.

Mit der Idee des zusammenbaubaren und damit leichter lager- und transportierbaren Möbelstücks begann Ikeas Erfolgsgeschichte. 2010 arbeiteten 127.000 Mitarbeiter in 41 Ländern für den Möbelriesen, der Umsatz betrug nach Konzernangaben mehr als 23,1 Mrd. Euro. Den größten Anteil am Umsatz - 15 Prozent - erzielte Ikea demnach in Deutschland. (APA)