Rom - Der wegen einer Sexaffäre stark unter Druck geratene italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat am Mittwochabend in der Abgeordnetenkammer eine schwierige Hürde bewältigt. Die Kammer lehnte einen Misstrauensantrag gegen Kulturminister Sandro Bondi ab, den die Oppositionsparteien eingereicht hatten. Berlusconis dünne Mehrheit habe trotz aller Schwierigkeiten gehalten, analysierten politische Beobachter am Donnerstag.

Die Opposition hatte Bondi für die Einsturzserie am archäologischen Gelände von Pompeji in den vergangenen Wochen verantwortlich gemacht. Auch wegen der starken Kürzungen im Kulturbudget war der Minister ins Visier der Opposition geraten. Nach der Abstimmung bleibt Bondi, ein Vertrauensmann Berlusconis, im Amt. Der Minister verteidigte sich vor der Abstimmung vor den Abgeordneten. "Die Opposition denkt, dass man die Probleme der italienischen Kultur mit mehr öffentlichen Finanzierungen lösen kann. Ich denke dagegen, dass Reformen dringend notwendig sind", so der Minister.

Bondi kritisierte die Linke, in den vergangenen Jahren befreundeten Filmregisseuren Finanzierungen in Millionenhöhe zugeschanzt zu haben, die keinerlei Erfolg bei den Zuschauern gehabt hätten. "Es stimmt, Italien gibt weniger als andere europäische Länder für die Kultur, aus und das ist ein Skandal. Dafür bin nicht ich und nicht einmal die Regierung verantwortlich. Die Verantwortung liegt bei der Führungselite, die in den vergangenen Jahren die Rolle der Kultur unterschätzt hat", sagte Bondi.

Der Minister geriet vonseiten der Kulturschaffenden wegen der Einschnitte im Kulturbudget unter Druck, das 2011 um 40 Prozent auf ein Rekordtief von 288 Millionen Euro gekürzt wurde. Schauspieler, Regisseure und Intellektuelle demonstrierten am Mittwoch vor der Abgeordnetenkammer und forderten den Rücktritt des Ministers.  (APA)