Mit der Transaktion "nichts zu tun": Wolfgang Fellner sieht bei Durchsuchung Redaktionsgeheimnis verletzt.

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Helmuth Fellner wickelte den Immobiliendeal mit der Immofinanz ab, den die Staatsanwälte untersuchen.

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War Vize Wolfgang Fellners im Aufsichtsrat der Fellner Media AG: Ex-Immofinanzchef Karl Petrikovics.

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Wien - Wolfgang Fellner ist "empört": Donnerstagvormittag läuteten Beamte der Staatsanwaltschaft Wien mit Hausdurchsuchungsbefehl in seiner Villa in Wien-Döbling. Fellner sieht einen "eklatanten Bruch des Redaktionsgeheimnisses", die Herrschaften hätten auch "brisante Unterlagen und Dokumente" zu Recherchen von Noricum bis Hypo durchgesehen.

Thomas Vecsey bestätigte die STANDARD-Infos über Hausdurchsuchung an fünf Adressen der Familie Fellner und ihrer Firmen. "Definitiv" hätten die Beamten keine redaktionellen Unterlagen gesichtet, "ausschließlich" Papiere" im Zusammenhang mit dem staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren".

Die Staatsanwaltschaft hegt bei einem Immobiliendeal - einer Fellner-Firma und der Immofinanz-Gruppe - den "Verdacht der Beihilfe zur Untreue", erklärt Vecsey dem STANDARD.

Eine Gesellschaft aus dem weit verzweigten Geflecht an Fellner-Gesellschaften und -Stiftungen soll die Liegenschaft in der Geiselbergstraße 26 bis 32, die sogenannte Alpha Factory, zu günstigen Konditionen von der Immofinanz gekauft haben und zu für die Fellner-Firma günstigen Konditionen wiederum Richtung Immofinanz zurückverkauft haben.

Helmuth Fellner, der Bruder des "Österreich"-Herausgebers und in der Familie mit Finanzen und Immobilien befasst, ließ verlauten: "Die Vermutung eines zu hohen oder zu niedrigen Kaufpreises der Immobilie ist schon allein deswegen falsch, da Anschaffungs- und Verkaufspreis - abgesehen von Gebühren und Verzinsung - identisch sind." Er habe die Verkaufsunterlagen "freiwillig" den Behörden übergeben.

"Es stinkt"

Der Backsteinbau in Wien-Simmering befindet sich jedenfalls wieder im Besitz der Immofinanz. Sie dürfte das Objekt nicht direkt von der Fellner Medienprojekte GmbH, für die Helmuth und Wolfgang Fellner Donnerstag dementierten, zurückgekauft haben. Nach STANDARD-Infos wurde eine Gesellschaft samt Liegenschaften und Finanzierung verkauft ("Share-Deal") - im konkreten Fall für fünf Millionen Euro plus 36 Millionen Kredit. Die Immofinanz soll also für das Gebäude rund 41 Millionen Euro bezahlt haben und, so ein Kenner der Lage, in den Jahren danach "dramatisch" abgewertet haben. Heute soll das Bürogebäude mit 21 Millionen Euro in den Büchern stehen. "Es stinkt", kommentiert das ein Insider.

"Komplizierte Konstruktion"

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft spricht von einer "komplizierten Konstruktion", es gehe um "Marktüblichkeit der Konditionen des Geschäfts".

Fellner-Firmen beziehungsweise -Stiftungen machten auch andere Geschäfte mit der Immofinanz. So investierten sie etwa in die Entwicklung von Appartementhäusern in den USA.

Wolfgang Fellner erklärt, er habe mit der von der Staatsanwaltschaft untersuchten Transaktion "nichts zu tun", nie "an Verhandlungen oder Gesprächen" mit Ex-Immofinanz-Chef Karl Petrikovics, der Immofinanz oder der Constantia Bank teilgenommen.

Dabei hätte es dazu über viele Jahre einige Gelegenheit gegeben: Die Constantia war schon Gesellschafter des ersten Privatradioprojekts der Brüder Fellner in den 1990er-Jahren. Gesellschaften aus dem Finanzkonzern schienen bis zum Crash prominent auch unter den "Österreich"-Inserenten auf. Wolfgang Fellner war bis 2005 Vorsitzender des Aufsichtsrats der Fellner Medien AG, Petrikovics sein Stellvertreter. Das Unternehmen heißt nach dem Muster vieler "Österreich"-Gesellschaften Media Finanzierungs GmbH.

Bis Ende 2008 war Helmuth Fellner Manager der nun in Liquidation befindlichen Finanzgesellschaft Private Equity Beratungs GmbH, an der Helmuth Fellner und mehrheitlich Constantia beziehungsweise Immofinanz-Töchter beteiligt waren. Ein anderer früherer Immofinanz-Vorstand saß im Vorstand der Helmuth Fellner Privatstiftung.

Es gilt die Unschuldsvermutung. (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 28.1.2011)