Bild nicht mehr verfügbar.

Durch den Bau des Belo-Monte-Wasserwerks werden die Fischgründe der Ureinwohner Brasiliens am Xingu zerstört. 15.000 Menschen müssen umgesiedelt werden.

Foto: AP/Andre Penner

São Paulo - Die brasilianische Umweltbehörde hat am Mittwoch mit einer Teilgenehmigung den Baubeginn für ein umstrittenes Staudammprojekt im Amazonas-Regenwald ermöglicht. Es erlaubt dem Baukonsortium Norte Energia die Rodung von rund 240 Hektar Wald am geplanten Standort des Wasserkraftwerks Belo Monte am Fluss Xingu. Zudem können Straßen dorthin gebaut werden, teilte die Umweltbehörde mit.

Das 11.000-Megawatt-Projekt am Xingu, der in den Amazonas mündet, stößt bei Ureinwohnern und Umweltschützern - darunter der österreichisch-brasilianische Bischof Erwin Kräutler - auf Widerstand. Sollte es wie geplant 2015 fertiggestellt sein, wäre es das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt. Die Fischgründe der Ureinwohner würden zerstört, 15.000 Menschen müssten umgesiedelt werden. Bis dahin müssen aber noch mehrere rechtliche Hürden überwunden werden. Eine Reihe europäischer Unternehmen, darunter die österreichische Andritz AG, beabsichtigen, sich an der Errichtung von Belo Monte zu beteiligen.

Das Projekt befinde sich immer noch im Angebotsstadium, sagte Andritz-Sprecher Oliver Pokorny zum Standard. Eine Entscheidung, ob die Andritz AG sich am Bau des Wasserkraftwerks beteiligen werde, falle erst in einem Zeitraum von "Wochen bis Monaten". Auch das Projektvolumen sei noch nicht klar, da sich mehrere Firmen um den Auftrag bemühten. Anlässlich der Vergabe des Alternativen Nobelpreises an Bischof Erwin Kräutler Anfang Dezember letzten Jahres war es zu einer Protestaktion gekommen. Das Welthaus Wien und die Dreikönigsaktion (DKA), Hilfswerk der Katholischen Jungschar, protestierten vor der Wiener Niederlassung der Grazer Andritz AG in Wien-Meidling gegen die Beteiligung der Firma am Staudammprojekt.

Polizeischutz für Bischof

Kräutler, Bischof von Altamira-Xingu, erhielt am 6. Dezember 2010 den Alternativen Nobelpreis in Stockholm in Würdigung seines lebenslangen Einsatzes für die Rechte der indigenen Völker und für sein Engagement gegen die Zerstörung des Amazonas-Gebietes. Er gilt seit 30 Jahren als Gegner des Staudammprojekts. Wegen seines Einsatzes gegen den Bau hatte er mehrfach Morddrohungen erhalten. Seit 2006 befindet sich Kräutler, seit 1981 Bischof der Prälatur Xingu, unter permanentem Polizeischutz.

"Seit 30 Jahren kämpfen wir gegen Belo Monte. Es ist ein Wahnsinnsprojekt", so der 71-jährige Bischof: "Ich habe es immer als , Dolchstoß ins Herz von Amazonien' definiert. Es geht nicht nur um Belo Monte. Es geht um den Domino-Effekt. Wenn Belo Monte durchgeführt wird, kommen drei weitere Dämme am Xingu infrage und auch am Tapajos." Insgesamt seien im gesamten Amazonas-Gebiet über 100 derartige Projekte vorgesehen, so Kräutler. "Damit ist Amazonien am Ende, und das hat Folgen. Nicht nur für Amazonien, sondern für die ganze Welt." Die Baukosten des Kraftwerkprojekts werden auf elf Milliarden Dollar (8,7 Milliarden Euro) veranschlagt. Noch höhere Leistungen als das geplante Wasserwerk Belo Monte erbringen der Drei-Schluchten-Stausee in China mit 18.000 Megawatt und der Staudamm Itaipu im Grenzgebiet zwischen Brasilien und Paraguay mit 14.000 Megawatt. In Spitzenzeiten soll Belo Monte über 11.200 Megawatt Strom produzieren. Dies wäre aber wegen unterschiedlicher Wasserstände nur einige Monate im Jahr der Fall. (APA, red/DER STANDARD, Printausgabe, 28. Jänner 2011)

derStandard.at/Panorama auf Facebook