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George Soros: "Alles in allem läuft es nicht so schlecht in Europa, es gibt Wachstum."

Foto: EPA/Gilleron

Davos - Der Investor George Soros ist nach Davos gekommen, um das von ihm unterstützte Institute for New Economic Thinking (Inet) zu pushen. Renommierte Wirtschaftswissenschafter, darunter sechs Nobelpreisträger, machen sich Gedanken über neue ökonomische Theorien, die notwendig sind, um künftig Finanzkrisen zu verhindern. "Manche der Vorhersagen waren falsch, und das war auch einer der Gründe, warum diese Krise so eingetreten ist" , davon ist Soros überzeugt.

Aber egal, wo der Großinvestor, der 1992 das britische Pfund mit seinen Spekulationen fast in die Knie gezwungen hat, auftaucht, er wird nach dem Euro gefragt. Europa sei dabei, die Eurokrise zu überwinden, sagt Soros. "Es sind aber Ungleichgewichte vorhanden. Das Ergebnis wird ein Europa der zwei Geschwindigkeiten sein." Ob er damit rechne, dass die Eurozone in zwei Teile zerbreche oder Griechenland ausscheide? "Nein" , sagt Soros zum Standard. "Das sicher nicht." Er sei überzeugt davon, dass Griechenland die notwendigen Maßnahmen treffe, um sein Finanzsystem zu reparieren und damit in der Währungsunion zu bleiben. Der Nachrichtenagentur Reuters sagte er sogar, er überlege, griechische Anleihen zu kaufen.

Ausgleichmechanismus

"Auch der Euro wird bleiben. Es gibt ein klares Bekenntnis dazu. Aber auch für die zwei Geschwindigkeiten braucht es Lösungen." Es gebe Länder, die könnten mehr investieren und expandieren. Andere seien mit der Bekämpfung der Schuldenkrise stärker beschäftigt. "Deshalb muss es auf einer europaweiten Basis einen Ausgleich geben. Man muss eine Form von Mechanismus finden, damit man die Länder mitziehen kann, die hinterherhinken." Soros ortet eine Bewegung "in Richtung einer Finanztransaktionssteuer" in Europa. "Das könnte ein Weg sein."

Der Euro sei auch dabei, seine Form zu verändern. "Es gab bisher eine gemeinsame Zentralbank, aber keine gemeinsamen Finanzierungsinstrumente. Dieser Mangel ist jetzt behoben worden," , sagte Soros mit Blick auf den Europäischen Stabilisierungsfonds.

Soros hob vor allem die Entwicklung Deutschlands hervor. Das Land sei in der Krise ein starker Puffer gewesen und ziehe nun weiter rasch voran. "Alles in allem, es läuft nicht so schlecht in Europa, es gibt Wachstum."

Der einflussreiche Finanzfachmann mahnte allerdings, die europäischen Regierungen müssten sparen, um ihre Haushaltsdefizite zu verringern. "Denn es gibt für europäische Regierungen nicht die Option, einfach Bankrott zu erklären." Es werde auch eine Einschränkung von Serviceleistungen der öffentlichen Hand geben.

Allerdings solle nicht so wie in Großbritannien gespart werden, dies sei abrupt geschehen. "Ich glaube nicht, dass die britische Regierung ihr Sparprogramm durchhalten wird" , sagt Soros. Die britische Wirtschaft ist im vierten Quartal 2010 geschrumpft, wie Anfang dieser Woche bekannt wurde. "Die schlechten Wachstumszahlen sind der frühe Hinweis auf die Obsession der britischen Regierung mit dem Sparen. Sie müssen den Plan wahrscheinlich modifizieren. Ich glaube nicht, dass die Regierung das implementieren kann, ohne die Wirtschaft in eine Rezession zu treiben."

Wie er die Entwicklung in den USA sieht? "Die Unternehmen waren bisher sehr anti Obama. Dabei war dieser sehr pro Business eingestellt." Er hoffe, dass sich dies nun bessere. (afs, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.01.2011)