Können österreichische Kinos mit Hasspropaganda, Antisemitismus und Gewaltverherrlichung Geld verdienen? Ja, sie können. Der Mahnruf des grünen Nationalratsabgeordneten Karl Öllinger ist ungehört verhallt. In Wien und vier anderen Städten des Landes ist am Donnerstag der Actionfilm Tal der Wölfe - Palästina angelaufen. Es hat keinen Kinobesitzer und keinen Kinobesucher geniert, dass es auch der internationale Gedenktag zum Holocaust war. Am 27. Jänner 1945 waren die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit worden.

Die angeblich bisher teuerste türkische Filmproduktion zeigt den Fernsehserienhelden Necati Sasmaz alias Polat Alemdar, der sein Talent für kurze Sätze und Mordleistungen aller Art dieses Mal nach Israel und in den Gazastreifen verlegt hat. Alemdars Gegenspieler trägt eine Augenklappe wie einst der israelische General und Außenminister Moshe Dajan und wird als sadistischer Killer der arabischen Bevölkerung präsentiert. Tal der Wölfe - Palästina ist eine Pervertierung des Holocaust-Gedenkens.

Tal der Wölfe erklärt den Mord an Israelis auch zu einer Frage von Ehre und Gerechtigkeit. In Ankara aber versteht man die Aufregung in Deutschland und Österreich nicht. Es sei ja nur ein Film, erklärte der Sprecher des Außenministeriums. Für eine Regierung, die so viel auf öffentliche Moral gibt, ist das eine bemerkenswerte Einstellung. (Markus Bernath / DER STANDARD, Printausgabe, 28.1.2011)