Wien - Die Meinl Bank und ihre einst lukrativste Einnahmequelle, die ehemalige Meinl European Land (MEL, jetzt Atrium), bekämpfen einander seit Jahren. Sie haben sich gegenseitig mit Milliardenklagen eingedeckt und prozessieren darüber hinaus an zahlreichen Nebenfronten - was sie auch gerne der Öffentlichkeit kundtun. Mit heute, Freitag, wurde ein skurriler Streit um eine Atrium-Anleihe beendet. Nachdem die Meinl Bank Atrium wegen angeblichen Zahlungsverzugs bei einem Bond mit einem sogennanten "Cross Default" gedroht hatte, überwies Atrium die strittigen 20 Mio. Euro. Das Geldhaus will dafür die für 7. Februar anberaumten Gläubigerversammlungen für andere Anleihen wieder absagen. Trotzdem stichelte Bankvorstand Peter Weinzierl heute erneut in Richtung Atrium-Management.

"Event of Default"

Eine Woche dauerte das Gezänk um eine 10,75-prozentige Wandelschuldverschreibung von Atrium, von der noch 20 Mio. Euro ausständig sind. Vergangenen Freitag heiß es seitens der Meinl Bank, sie habe über einen Investor erfahren, dass Atrium im Zusammenhang mit dem Bond seiner Zahlungsverpflichtung nicht nachgekommen sei. Das, so das Kreditinstitut, hätte zu einem "Event of Default" und gemäß Anleihenbedingungen in der Folge zu einem "Cross Default" bei besicherten Anleihen geführt, bei denen die Meinl Bank als Treuhänderin für die Anleihegläubiger fungiert. Die Bank war also der Meinung, durch den angeblichen Zahlungsverzug könnten auch die anderen zwischen 2003 und 2005 von der MEL emittierten Anleihen fällig gestellt werden. Da aber nur die Anleiheninhaber eine vorzeitige Rückzahlung beschließen können, hat die Bank als Treuhänderin für 7. Februar Gläubigerversammlungen einberufen.

Diese sind jetzt hinfällig. Denn nachdem Atrium die behauptete Fälligstellung prompt mit einer Klage gegen die Meinl Bank am English High Court quittierte, lenkte die Jersey-Gesellschaft am Montag ein und kündigte an, die 20 Mio. Euro zu bezahlen - freiwillig und nur, um den Streit beizulegen, von Zahlungsverzug oder gar "Cross Default" könne keine Rede sein.

Auch damit war es jedoch nicht getan: Zwei Tage später nämlich empörte sich die Meinl Bank via Aussendung, dass immer noch keine Zahlung eingelangt sei. Was wiederum bei Atrium Kopfschütteln sorgte: Das Geld sei bereits überwiesen, eine entsprechende Bestätigung der Deutschen Bank als Zahlstelle liege vor. Die Meinl Bank hielt das nicht davon ab, Atrium erneut die Rute ins Fenster zu stellen: Man prüfe, ob sich der "Cross Default" auch auf Anleihen der israelischen Unternehmensgruppe Gazit, die gemeinsam mit Citi 48,6 Prozent an Atrium hält, ausweiten lässt, sagte Bankvorstand Peter Weinzierl vor zwei Tagen.

Gläubigerversammlung wird abgesagt

Inzwischen dürfte die Meinl Bank vernommen haben, dass die 20 Mio. Euro tatsächlich überwiesen worden sind: "Nachdem Atrium nunmehr die Wandelanleihe zurückgezahlt hat, sind die Voraussetzungen für ein 'Cross Default' nicht mehr gegeben; die in dieser Angelegenheit für den 7. Februar anberaumte Gläubigerversammlung wird abgesagt", teilte das Geldhaus mit.

Dennoch kann es Weinzierl offenbar nicht lassen, das Atrium-Management einer "anlegerschädlichen Vorgangsweise" zu bezichtigen: "Während die gegenständliche Wandelanleihe zum Nominale zurückgekauft wurde, hat Atrium im Jahre 2009 dieselbe Anleihe von Gazit de facto zu 150 Prozent des Nominales erworben. Dies zeigt erneut die Abhängigkeit des Atrium-Managements unter CEO Rachel Lavine von Gazit-Chairman Chaim Katzman." Diese "krasse Überbezahlung bei 'friends and families'" sei für ein börsenotiertes Unternehmen inakzeptabel, echauffierte sich der Banker. Man werde diesbezüglich mit den Aufsichtsbehörden in Österreich und in den Niederlanden, wo Atrium notiert, zusammenarbeiten, um "Licht in diese Machenschaften zu bringen". (APA)