Mit sechs Millionen Euro wird sich die Republik Österreich an der Sanierung der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau beteiligen. 120 Millionen Euro werden zur Sanierung insgesamt benötigt.

Foto: 'obs/Stiftung Auschwitz-Birkenau'

Am gestrigen 27. Jänner, dem Holocaust-Gedenktag, jährte sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau durch die russische Armee zum 66. Mal. Der Ort in Polen ist Symbol für die beispiellosen Verbrechen der Nationalsozialisten während ihres Regimes, der Ermordung von Millionen Menschen in den Konzentrations- und Vernichtungslagern des Dritten Reiches. Heute ist das ehemalige Vernichtungslager in Auschwitz-Birkenau eine Gedenkstätte. Doch im Zuge der letzten Jahre hat sich der Erhaltungszustand des Erinnerungsorts massiv verschlechtert, die polnische Regierung hat zur Sanierung eine Stiftung gegründet und mehr als 20 Staaten um Hilfe gebeten, darunter auch Österreich.

Österreich unterstützt Erhaltung mit sechs Millionen

120 Millionen Euro will man so isngesamt als Finanzhilfe für die Gedenkstätte lukrieren. Deutschland wird sich mit 60 Millionen Euro beteiligen, die USA haben 15 Millionen Dollar in Aussicht gestellt. Derzeit gibt es Zusagen in der Höhe von rund 80 Millionen Euro. Österreich wird sich nun definitv mit sechs Millionen Euro an der Stiftung beteiligen. Das geht aus einem Antrag an den Ministerrat hervor, der derStandard.at vorliegt, und am kommenden Dienstag eingebracht werden wird.

Demnach sollen die sechs Millionen Euro ab 1. Jänner 2012 "entsprechend dem tatsächlichen Bedarf" zur Verfügung stehen. Österreich wolle damit ein „Zeichen der Unterstützung für ein Mahnmal zur dauernden Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und gegen jede Form von Hass und Verhetzung", heißt es in dem gemeinsamen Antrag von Bundeskanzler Werner Faymann, Finanzminister Josef Pröll und Außenminister Michael Spindelegger. Im Laufe des Jahres 2011 sollen die "legistischen Vorkehrungen" für die Unterstützung getroffen werden.

Gedenkstätte ruft auch Individuen zur Unterstützung auf

Bereits 2010 hatte sich die Bundesregierung anlässlich des 65. Jahrestages der Befreiung des Vernichtungslagers zu den sechs Millionen Euro in einem politischen Bekenntnis bereit erklärt, nun erfolgt der formalrechtliche Ministerratsbeschluss. Die Verzögerung erklärt sich auch durch internationale Zusammenhänge, in Deutschland wurde der entgültige Beschluss am 15. Dezember gefasst. Die Stiftung soll ein langfristiges Erhalten von Auschwitz-Birkenau ermöglichen. Das Museum in Auschwitz-Birkenau startete gestern auch die Kampagne "INtervene Now". Mit ihr soll um weitere Finanzmittel - auch von Individuen - geworben werden.

Am Donnerstag hatte der ehemalige polnische Außenminister und Auschwitz-Überlebende Wladyslaw Bartoszewski die Staatengemeinschaft zur Unterstützung der Auschwitz-Stiftung aufgerufen: "Es geht um die Erhaltung des größten Friedhofs auf der Erde, der keine Grabsteine hat", so Bartoszewski, der auch Gründer der Stiftung ist. In polnischen Zeitungen wurden auch Anzeigen verbunden mit einem Spendenaufruf veröffentlicht.

Insgesamt müssen 155 hölzerne und gemauerte Bauten sowie 13 Kilometer Stacheldrahtzaun erhalten werden. Vor allem die Holzbaracken müssen dringen restauriert werden. Hinzu kommen mehr als 300 Ruinen, darunter auch die Gaskammern und Krematorien des Vernichtungslagers. Neben Gebäuden sollen auch hunderttausende Dokumente und Artefakte erhalten werden, darunter auch etwa 6.000 Kunstwerke von ehemaligen Häftlingen. Für all diese Maßnahmen werden zwischen vier und fünf Millionen Euro pro Jahr benötigt, die künftig auch aus den Mitteln der Stiftung kommen sollen. (seb, derStandard.at, 28.1.2010)