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Wien - Seit 15 Jahren gibt es die Autobahnvignette, nun ist es Zeit auf eine modernere Technologien umzusteigen, meint die Industrie und der Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Beide fordern die Einführung einer elektronischen Vignette ähnlich der Mautbox für Lkw. Das ist wie mit Kanonen auf Spatzen schießen, meint hingegen die staatliche Autobahngesellschaft Asfinag. Bleibt es bei einer zeit- und nicht kilometerabhängigen Bemautung, sei die herkömmliche Klebevignette weit günstiger, einfacher und besser zu kontrollieren. Der ÖAMTC will über die E-Vignette nicht einmal diskutieren. Sollte die E-Vignette kommen, müsse auf jeden Fall noch der Datenschutz geklärt werden, sind sich aber Befürworter und Kritiker einig.

Für Verkehrsexperten Sebastian Kummer (WU Wien) ist klar, dass die Zukunft die Verrechnung nach Kilometerleistung ist. "Eine leistungsabhängige Maut ist gerechter und macht den Verkehr effizienter", so Kummer Donnerstagabend bei einer Podiumsdiskussion des VCÖ. Dem widerspricht der ÖAMTC: "Neben immensen Mehrkosten für Vielfahrer und Pendler hätte die Pkw-Maut negative Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit, die Umweltbelastung der Gemeinden und auf den Wirtschaftsstandort Österreich."

Stimmt nicht, kontert der VCÖ und gibt zu bedenken, dass die Papier-Vignette unfair sowie sozial ungerecht ist und nichts zum Klimaschutz beiträgt. "Wer 10.000 Kilometer pro Jahr mit dem Pkw auf der Autobahn fährt zahlt nur 0,7 Cent pro Kilometer, wer hingegen 1.500 Kilometer zurücklegt, zahlt mit 5 Cent pro Kilometer siebenmal so viel", rechnete VCÖ-Experte Martin Blum vor. Außerdem lege ein Viertel der Haushalte mit dem höchsten Einkommen viereinhalb mal so viele Kilometer im Auto zurück wie das Viertel der Haushalte mit dem geringsten Einkommen. Unterstützung bekam er von der Industriellenvereinigung (IV). "Derzeit werden die Vielfahrer auf Kosten der Allgemeinheit subventioniert. Wir sind daher für eine aufkommensneutrale Pkw-Maut", so IV-Vertretern Monika Schuh.

Kilometerabhängige Maut

Einig waren sich alle Diskutanten, dass eine kilometerabhängige Pkw-Maut ("Road Pricing") politisch derzeit ohnehin nicht in Sicht ist. Insbesondere die Pendlerproblematik schrecke die Entscheidungsträger ab. "Mir hat ein Landeshauptmann gesagt: Nur über meine Leiche", erzählte ein Diskutant aus dem Nähkästchen. Weitgehender Konsens herrschte auch darüber, dass nur eine zeitabhängige Mautabrechnung über eine E-Vignette übertrieben wäre. Mauttechnologie-Hersteller Kapsch betonte, man müsse hier Schritt für Schritt vorgehen, nur so sei eine Einführung einer elektronischen Pkw-Bemautung auch umsetzbar. Auch seitens des Infrastrukturministeriums wurde darauf verwiesen, dass zu ambitionierte Ziele kontraproduktiv wären.

Asfinag-Chef Klaus Schierhackl betonte, dass für ihn der 1:1-Ersatz der Klebevignette durch die E-Vignette ein Kostentreiber wäre. Das geklebte Modell koste der Asfinag inkl. Vertrieb knapp ein Euro - die E-Vignette hingegen rund 15 Euro. Außerdem würden an starken Reisetagen allein am Walserberg täglich rund 7.000 Vignette ausgestellt - wenn hier erst die Daten für die E-Vignette eingegeben werden müssten, "stehen die Autofahrer bis nach Rosenheim", gab Schierhackl zu bedenken. Zusätzlich würde das System Ausländer bevorzugen, denn wie auch bei Radarstrafen sei es hier schwierig, die Strafe im Nachhinein im Ausland einzufordern. Außerdem sei der Kontrollaufwand größer.

Kapsch-Vertreter Josef Eltantawi hielt hingegen fest, dass sich eine E-Vignette sehr wohl rechnet - und obendrein den Technologiestandort Österreich stärkt. "Für uns wäre ein Referenzmodell in Österreich unbezahlbar. Zahlreiche andere Länder überlegen derzeit die Einführung", so Eltantawi. Kapsch war in Österreich Technologielieferant für die Lkw-Maut, die entgegen Unkenrufen bereits zum Start tadellos funktionierte. Der Vertrag für das Lkw-Mautsystem läuft noch bis 2013, dann muss neu ausgeschrieben werden. (APA)