iPhone, iPad, E-Reader und Co haben nicht nur bei den Kunden für einen "Mobile-Boom" gesorgt. Das Zielpublikum der Medien ist in der multimedialen und -optionalen Welt immer schwerer zu erreichen. Durch Angebote für die neuen Endgeräte versuchen traditionelle Medienhäuser wieder näher an ihr angestammtes Zielpublikum heranzukommen. Allein kräftige Verdienstmodelle fehlen noch, hieß es Donnerstagabend bei einer Podiumsdiskussion der APA-E-Business-Community (EBC) in Wien.

Während bei den Angeboten bereits eine Diversifizierung stattfinde - etwa durch Inhalte für Tablet-PCs - manifestiere sich diese Veränderung noch nicht ausreichend in den Umsatzkanälen, sagte Christian Adelsberger, Leiter Business Development bei der F&E-Einrichtung Evolaris. Der Erfolg in mobilen Welten hänge unter anderem von möglichst geringen Einstiegsschwellen für User ab. Das betreffe sowohl Technik (Schlagworte: "antime, anywhere, any device") als auch das Preismodell: "Wenn man schon Print hat, will man sich für mobile nicht wieder ein neues Paket besorgen". 

Personalisierung

Uneinig zeigten sich die Experten am Podium über den Sinn der seit Jahren als wesentlich postulierten Personalisierung des Contents. Die Communities legten Wert auf für sie relevante Inhalte, hier habe die Medienbranche einiges "verschlafen", meinte etwa Rainer Friedl vom Webconsulter Diamond:dogs. Als "Extrembeispiel" wurde bei der Keynote etwa "paper.li" vorgestellt, eine Plattform, die aufgrund semantischer Muster aus der Social Cloud eines Users eine personalisierte Zeitung zusammenstellt. Von Konzepten wie diesen gehe keine Gefahr für alteingesessene Medien aus, erklärte Marcus Hebein, Leiter von APA-MultiMedia: "Auch heute lesen die Leute noch gern, was die anderen lesen. Wir wollen wissen, was die anderen wissen, und deswegen sind wir weiter auf die Selektion der Medien angewiesen". 

Twitter keine Konkurrenz

In dieser Hinsicht stellten Plattformen wie Twitter keine Konkurrenz dar: "Da wird kein Inhalt per se generiert, sondern es wird hauptsächlich darüber diskutiert, was in Medien stattfindet." Unbehagen gab es hingegen bei Überlegungen zu künftigen Absatzformen konventioneller Medieninhalte in neuen Kanälen. Für Szenarien, wie den "Filetierungstrend", mit dem sich etwa die Musikindustrie abfinden muss (Verkauf einzelner Titel zu Cent-Preisen anstatt kompletter CDs) habe man als Zeitungsmacher wenig übrig, warnte Alexis Johann, Geschäftsführung WirtschaftsBlatt. "Davor haben Printleute Angst, dass man das Produkt auf das Skelett zerlegt". 

Duale Strategie

Printmedien fahren derzeit eine duale Strategie, mit der Inhalte über mobile Devices an den User gebracht werden, weiß Thomas Wedl vom App-Hersteller Cellular. Einerseits habe man hochwertige, dem Printprodukt ähnliche pdf-Lösungen geschaffen, denen meist ein Bezahlmodell zugrunde liegt. Auf der anderen Seite existieren Web-nahe Lösungen mit Onlineinhalten, die tendenziell gratis sind. Es bleibe also abzuwarten, ob sich Tablet-PCs als der erhoffte Rettungsanker erweisen, und ob Rückgänge im analogen Geschäft über die neuen Devices ausgeglichen werden können, gab Wedl zu bedenken. (APA)