In den fünf Wood Ridge Chalets gibt es Bärenfelle, Kaminfeuer und einen Frühstückskorb, der einem das Glück auf den Teller zaubert.

Foto: www.guenterstandl.de

Runde Baumstämme, so weit das Auge reicht: Kaum ist die Tür ins Schloss gefallen, entfaltet sich in der Nase der feine Duft von Harz und Rinde. Man fühlt sich so wohl wie ein Holzwurm mit Bärenhunger, wie einer, der unmittelbar vor dem Verzehr seines zelluloiden Leibgerichtes steht.
"Wir haben von Blockhütten geträumt, seitdem wir Kinder sind", sagen Carolyne und Alois Schwarzenberger. Die beiden teilen sich nicht nur die Liebe zur hölzernen Architektur, sondern auch jene zueinander. Kennengelernt haben sich die zwei Skilehrer - er aus Salzburg, sie aus New South Wales - auf der Piste in Australien.

"Danach hat das eine zum anderen geführt", erinnert sich Carolyne im tiefsten, authentisch antrainierten Salzburg-Slang. "Wir haben jahrelang nur Skifahren unterrichtet. Doch wenn man den ganzen Tag auf den Brettern steht, dann kommt man mit den Leuten unweigerlich ins Gespräch. Und wissen Sie, was wir immer wieder zu hören bekommen haben? Werfenweng ist eine tolle Destination, doch das, was jetzt noch fehlt, ist ein feines, luxuriöses Chalet am Pistenrand!"

Gesagt, getan. Seit rund einem Jahr ist das ungewöhnliche Resort Wood Ridge nun in Betrieb. Fünf Hütten gibt es insgesamt, benannt sind sie, abhängig von ihrer Größe, nach ein paar felligen Weggefährten aus dem Wald: "Kleiner Biber", "Schwarzer Bär" und "Großer Elch". Und natürlich sind sie alle - traumgerecht wie anno dazumal - aus massiven Baumstämmen zusammengesetzt.

Baumstamm auf Baumstamm

"Ein Blockhüttenhotel wie dieses hier gibt es im gesamten Alpenraum kein zweites Mal", sagt Alois Schwarzenberger, der beim Bau selbst Hand mitanlegen musste. "Und das haben wir auch in der Errichtung gemerkt. Es gibt nur wenige Bauunternehmen, die mit der exotischen Bauweise vertraut sind." Während Blockhäuser bis ins 19. Jahrhundert in ganz Europa gang und gäbe waren, sind die pummeligen Häuschen in den letzten Jahrzehnten von der landschaftlichen Bildfläche fast spurlos verschwunden. Schuld daran ist die immer teurer werdende Arbeitszeit.
"Die Bauweise ist faszinierend", sagt Carolyne und deutet auf die unzähligen Arbeitsfugen. "So eine Blockhütte ist immer in Bewegung. Im Laufe einiger Jahre wird sich das Haus um 15 bis 20 Zentimeter setzen." Aus diesem Grund müssen beim Neubau einer Holzhütte ausreichend Dehnfugen vorgesehen werden. "Alle paar Wochen gehen wir mit dem Maßband durch und überprüfen, ob sich die Häuser gleichmäßig setzen. Ich finde das aufregend."

Aufregend sind die Miethütten auch für die Bewohner. Zur urgemütlichen Atmosphäre aus Bärenfell und offenem Knisterkamin gesellt sich am Morgen danach ein vollgefüllter Frühstückskorb mit glücklichen Eiern, rechtsdrehendem Bio-Joghurt (körnige Textur, Abenteuer auf der Zunge!) und selbstgekochten Marmeladen von Tante Wetti und Tante Burgi.

"Es ist ganz lustig", meint Carolyne. "Für uns sind das ganz normale Produkte aus dem Bioladen. Doch die Städter, die bei uns urlauben, fahren voll drauf ab. Am meisten taugt es ihnen, wenn's mal kein Joghurt gibt, weil entweder die Kuh keine Lust oder die Bäuerin keine Zeit hatte. So spüren sie endlich wieder die Natur."

Sanft, aber mobil

Der Aufenthalt in den hölzernen Chalets passt perfekt ins Konzept der Salzburger Gemeinde: Seit 1996 ist Werfenweng eine von vier Ortschaften in Österreich und eine der 20 "Alpine Pearls" zwischen Frankreich und Slowenien, die sich durch besonderen Klimaschutz auszeichnen.
"Sanfte Mobilität" nennt sich das Programm, in dessen Rahmen allerlei Mobile, die durch Muskelkraft, Biogas oder Strom in Gang zu bringen sind, gratis ausgeliehen werden können: Mountainbikes, Gokarts, E-Bikes, E-Scooter, Segways, Arrows, Twips und wie sie alle heißen mögen. Neben dem Rathaus stehen fünf biogasbetriebene Citroëns, sogenannte Grashüpfer, bereit. Einzige Bedinungung: Der Gast muss seinen Autoschlüssel für mindestens drei Tage im Tourismusbüro abgeben. "Pro Saison wird das Angebot von rund 4000 Gästen genutzt", erklärt der Werfenwenger Bürgermeister Peter Brandauer. "Und wir wissen, dass einige vor allem deswegen zu uns kommen, weil sie diese Idee so schätzen."

Höhepunkt der sanften Fortbewegung ist ein Flug mit dem Gleitschirm. Mit Startpisten in drei Himmelsrichtungen ist Werfenweng für fast jede Wetterlage gerüstet - selbst im tiefsten Winter. Wer die Strapazen eines Paragleit-Kurses nicht über sich ergehen lassen will, kann sich im Tandem an einen Werfenwenger Falken, äh, Piloten schnallen. Gelandet wird in ökologisch verträglicher Gehdistanz zu den Wood Ridge Chalets. (Wojciech Czaja/DER STANDARD/Printausgabe/29.1.2011)

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