Christian Scholz: Dürfen Unternehmen Mitarbeiter dazu anhalten, auf Facebook die Güte des Arbeitgebers zu bewerben?

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Grundsätzlich hält der Saarbrückener Personal-Professor Christian Scholz nichts vom Sperren bestimmter Social-Media-Seiten. "Was verboten wird, wird gemacht", argumentiert er, und: "Es geht darum, angemessene Regeln zu finden, was etwa auf Facebook gemacht werden darf und was nicht." Und damit beginnt ein Reigen von Fragen, der überwiegend unbeantwortet ist, etwa: Darf ich als Unternehmen einen Mitarbeiter dazu anhalten, für meine Firma auf Facebook zu werben, weil ich gerade einen Recruiting-Prozess starte?

Oder: Ist es erlaubt, Social Profiling zu machen? Von Personalabteilungen wird meist bestritten, dass sie das tun, andererseits: "Ist man nicht verpflichtet, vor einem Bewerbungsgespräch alle zugänglichen Informationen einzuholen?", fragt Scholz. Das Fragenkonvolut ist umfangreich.

Scholz will es in seiner Funktion als wissenschaftlicher Leiter des Jahresforums für die Personalwirtschaft PoP (Power of People) wissen und dann im April im Rahmen der PoP in Rust diskutieren. Ein ausführlicher Fragebogen dazu findet man unter:http://orga.uni-sb.de/kompetenz4hr/ fragebogen/

Elektronisches Profil

Klar ist für ihn, dass strukturiertes Social-Media-Monitoring in Schnellreport-Form bald verfügbar sein wird. Das elektronische Profil werde bald gang und gäbe - es mehren sich ja auch jene Dienstleister, welche die elektronische Spur optimieren oder mögliche Beschädigungen des guten Rufes reparieren (etwa reputationdefender.de).

Ebenso klar sein Postulat: "New Media ist eine mächtige Waffe, wenn man es kann." Das bedeutet für Scholz: mit strategischer Fokussierung überlegen, welche Social Media für das Unternehmen in der jeweiligen Situation wichtig sind - und zwar dort, wo Menschen eine Rolle spielen. Denn: Es sei keine gute Idee, alle Kanäle gleich und permanent zu bedienen.

Er empfiehlt eine zweispurige Strategie: erstens hinschauen - wegschauen gehe nicht, da Social-Media-Nutzung von Mitarbeitern ohne Information des Unternehmens bekanntlich zu "horriblen" Kettenreaktionen führen kann. Scholz: "Es entstehen so viele neue Interaktionsmodelle zwischen Unternehmensmitgliedern und Kunden - da können Kettenreaktionen entstehen, die nicht mehr kontrollierbar sind." Diese Erfahrung haben Firmen ja auch schon gemacht. Also Strategieschritt 1: ein Sensorium etablieren, das informiert, was in diesem Bereich alles vor sich geht. Strategieschritt 2: zielgerichtet überlegen, was in welchem Medium wie durch wen passieren soll. Das bedürfe neuer Kompetenzen in den Human Resources (HR), Kompetenzen im Umgang mit New Media. Wie immer der Appell des Personalexperten: aktiv diese Rolle gestalten. (kbau/DER STANDARD; Printausgabe, 29./30.1.2011)