Romantik im Alter und in den Wiener Kammerspielen.

Foto: Moritz Schell

Wien - Dass sich der Mensch im Alter in ein vom Alltag überfordertes Wesen verwandelt, ist ein alter wie ungeliebter Hut. Umso mehr erfreuen Senioren, die in Bereiche vordringen, die jugendliches Terrain zu sein scheinen.

In Joe DiPietros Ralph und Carol - Noch einmal verliebt ist es das Schlachtfeld Liebe, das in den Wiener Kammerspielen seine Rückeroberung durch zwei Oldies erfährt. In einem New Yorker Park gelingt es dem 80-jährigen Ralph (Otto Schenk) mit charmanter Penetranz, das Herz der nur wenig jüngeren Carol (Christine Ostermayer) zu erobern.

Dabei zeigt sich zur Freude des Publikums, dass sich gewisse Dinge nie ändern. Hätten früher Mütter ein argwöhnisches Auge auf das junge Glück geworfen, ist es nun Ralphs Schwester Rose (Ingrid Burkhard), die das Turteln mit einer Mischung aus Verlustangst und Misstrauen betrachtet.

Mit ehrlichem Blick aufs Leben möchte das von Regisseur Dieter Berner zu seiner deutschsprachigen Erstaufführung gebrachte Stück unterhalten. Schlicht ist das im Wesentlichen aus einer Stufe bestehende Bühnenbild von Rolf Langenfass, harmlos der Humor.

Dass Ralph und seine Schwester als Italoamerikaner beständig mit italienischem Akzent sprechen, lässt manche Schmähs noch ein wenig altbackener wirken.

Trotz der an Schicksalsschlägen nicht armen Biografien seiner Protagonisten und dem thematisierten Sterben, bleibt der Abend recht zahnlos. Pluspunkt der Aufführung bleibt die publikumswirksame Besetzung. Besonders Schenk fliegt nicht nur Carols Sympathie zu, wenn er - etwas breitbeinig zwar - so gefährlich wie einst Schmidtchen Schleicher in den Knien federt.

Der Szenenapplaus beim ersten Kuss ist da nur noch Formsache, der Beifall nach zwei überraschungsarmen Stunden groß. (Dorian Waller, DER STANDARD - Printausgabe, 29./30. Jänner 2011)