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Dennis Snower: "Je mehr Länder versuchen, Ressourcen für sich zu gewinnen, desto mehr wird sich dieses Problem verschärfen."

Foto: APA/EPA/Warmuth

Der deutsch-amerikanische Wirtschaftswissenschafter Dennis Snower sagt im Gespräch mit Alexandra Föderl-Schmid eine Verschärfung der Krisen rund um Ressourcen und Lebensmittel voraus. Notwendig sei ein radikaler Wandel.

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STANDARD: Der Weizenpreis hat ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch erreicht. Wie kann man die Lebensmittelpreise stabilisieren?

Snower: Das schafft man nur durch einen fundamentalen Strukturwandel. Viele verschiedene Länder müssen kooperieren. Bisher ist es so gewesen, dass jede Nation für sich gehandelt hat. Es müssen globale Reserven geschaffen werden, die ärmeren Ländern zur Verfügung stehen. Wenn das jetzige System bleibt und diese Entwicklung anhält, wird es noch ärgere Krisen geben.

STANDARD: Der indonesische Präsident warnte in Davos, es könnte einen Krieg um Ressourcen geben.

Snower: Das sagen viele. Eines ist klar: Es entstehen Spannungen zwischen Ländern und innerhalb von Staaten, weil Lebensmittel knapp sind. Je mehr Länder versuchen, Ressourcen für sich zu gewinnen, desto mehr wird sich dieses Problem verschärfen.

STANDARD: Welchen Anteil an der Preisbildung hat die Spekulation?

Snower: Das ist nicht so relevant.

STANDARD: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hat in Davos Regeln zur Eindämmung der Rohstoffpreise angekündigt. Was erwarten Sie?

Snower:  Ich habe in dieser Rede diesbezüglich nicht viel gehört. Ein Weg wäre, wenn sich Länder verpflichten, keine Exportbeschränkungen zu machen und die reichen Länder, etwa in der EU, eine Landwirtschaftsreform machen würden, um verschiedene Restriktionen aufzuheben.

STANDARD: Meinen Sie Importbeschränkungen für Agrarländer, etwa aus der Dritten Welt? Oder die hohen Agrarsubventionen in der EU, die es anderen Ländern schwermachen, preislich mitzuhalten?

Snower: Beides. Durch diese EU-Subventionen wird Potenzial in den ärmeren Ländern vernichtet. Sie könnten das Problem selbst in den Griff bekommen. Aber die westlichen Länder haben bisher keinen guten Willen gezeigt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29./30.1.2011)