Addis Abeba/Abidjan - Vor einem drohenden Bürgerkrieg in der westafrikanischen Republik Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste) hat der Vermittler der Afrikanischen Union (AU), Kenias Premier Raila Odinga, gewarnt. Die Situation sei auf Messers Schneide, betonte Odinga am Freitag vor den AU-Außenministern in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. "Angesichts der Vorbereitungen beider Seiten auf einen bewaffneten Konflikt könnte ein Funke genügen, um einen Flächenbrand auszulösen, der auch die Stabilität der Region gefährdet", sagte Odinga.

Seit zwei Monaten weigert sich der abgewählte Präsident Laurent Gbagbo, sein Amt an den von der internationalen Gemeinschaft als Wahlsieger anerkannten Alassane Ouattara zu übergeben. Gbagbos Anhänger blockieren Ouattaras Hauptquartier in einem von 900 UNO-Blauhelmen beschützten Hotel in der Metropole Abidjan. Ouattara hatte die Wahl nach Feststellung der unabhängigen Wahlkommission mit 54,1 Prozent der Stimmen gewonnen. Das von Gbagbo-Gefolgsleuten dominierte Verfassungsgericht rief jedoch den bisherigen Amtsinhaber zum Sieger aus, nachdem rund eine halbe Million Stimmen mit der Begründung annulliert worden war, dass in den Hochburgen Ouattaras im mehrheitlich muslimischen Norden des Landes Anhänger Gbagbos an der Stimmabgabe gehindert worden seien.

Gbagbo kann sich auf die Mehrheit im wirtschaftlich dominierenden Süden des Landes und auf das Militär stützen. Der Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses der französischen Nationalversammlung, Axel Poniatowski, hatte in einem Fernsehinterview angedeutet, dass die ehemalige Kolonialmacht eine künftige Teilung der Elfenbeinküste nicht mehr für unrealistisch hält. Seit Beginn des Konflikts sind nach UNO-Angaben mehr als 270 Menschen getötet worden, Zehntausende flohen vor allem in das benachbarte Liberia. (APA/dpa)