Todesbotschaften, Chaos und Gewalt: das grausame Setting in Matias Faldbakkens Roman "Unfun".

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Wien - In seltenen Fällen findet das traditionell im Film verankerte Horror-Genre den Weg ins Theater. Es fehlt der Bühne an Spezialeffekten, die das Grauen wirksam erzeugen. Blade Runner, Halloween oder Nightmare on Elm Street bleiben deshalb in Matias Faldbakkens Roman nur Referenztitel, die auf das Grauen hinter den Sätzen verweisen. Der norwegische Autor Faldbakken, Jahrgang 1973, wird seit dem Erscheinen seines pornografisch-destruktiven Romans The Cocka Hola Company (2003) als Nachfolger Michel Houellebecqs gehandelt. Nun ja, eher passt da ein Vergleich mit den alptraumhaften Fantasien des Briten Stewart Home (Stellungskrieg): Faldbakkens 2009 mit dem Titel Unfun abgeschlossene, sogenannte "Skandinavische Misanthropie", stellt ein aus Obszönität gestricktes, überkonstruiertes Gebilde dar, das sich dem virtuellen Zeitalter verdankt.

Die Hauptfigur Slaktus (Arthur Werner), ein seiner Frau Lucy (Julia Jelinek) gegenüber gewalttätiger Mann, will mit dem Internetspiel "Deathbox" Joseph Conrads Herz der Finsternis umkehren. Ein politisches Motiv: Der Spieler (David Wurawa) soll in die Rolle eines Schwarzen schlüpfen, der mit einer Säge mordend durch Paris zieht, um Europa in Stücke zu schneiden.

Dass das alles böse enden wird, macht in der Garage X schon das Bühnenbild von Christoph Ernst klar. Die beschmierten Wohnungswände sind zugleich die Graffiti-Wirklichkeit kaputter urbaner Zentren, in denen Todesbotschaften den Weg weisen. Das aufwendige Roman-Konzept wird in Ali M. Abdullahs Regie nur in Zügen entschlüsselbar.

Die Inszenierung bleibt notwendigerweise eine zerrissene Nachbildung, in der die brutale Sprache, Rassismus, scheinintellektuelles Getue usw. groß hervortreten. Diese lesbar gemachte "Kritik" ist allerdings zu selbstherrlich, um dann weiterzuführen. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD - Printausgabe, 29./30. Jänner 2011)