Melbourne - Kim Clijsters, dreifache Gewinnerin von Grand-Slam-Turnieren (US Open 2005, 2009 und 2010), hat erstmals auch die Australian Open gewonnen. Die Belgierin setzte sich im Finale des Frauen-Bewerbs gegen Li Na in drei Sätzen 3:6,6:3,6:3 durch, die Chinesin konnte ihren Erfolgslauf nicht mit dem ersten großen Titel einer chinesischen Spielerin krönen.

Die als Nummer drei gesetzte Clijsters ging am Samstag als Favoritin ins Spiel, begann jedoch fehlerhaft und musste den ersten Satz an ihre 28-jährige Gegnerin abgeben, die das jüngste Duell zwischen den beiden vor zwei Wochen im Finale in Sydney gewonnen hatte. Im Verlauf des zweiten Satzes steigerte sich die routinierte Belgierin jedoch, während Li begann, Nerven zu zeigen. Beide Spielerinnen hatten große Probleme, ihren Aufschlag durchzubringen. Insgesamt 13 Breaks sahen die 15 000 Zuschauer in der Rod Laver Arena.

Erst im finalen Durchgang konnte Clijsters, nun um 1,68 Millionen Euro reicher und die neue Nummer zwei der Welt, ihr dominantes Grundlinien-Spiel durchziehen und entschied ein bestenfalls mittelmäßiges Endspiel am Ende deutlich für sich. Die Chinesin, die im Verlauf des Turniers auch durch ihr offenes Wesen viele Sympathien gewann, konnte letztlich nicht an ihre Leistungen aus den Vorrunden anschließen.

Li hatte zu Beginn rasch ihren Rhythmus gefunden. Nach einem Rebreak hatte die 28-Jährige Satz eins im Griff und durchbrach ein weiteres Mal Clijsters' Service. Durchgang zwei begann mit vier Breaks, das entscheidende zum Satzgewinn gelang der Belgierin zum 4:3. Nach Unmutsäußerungen aus dem Publikum meinte Li zu Stuhlschiedsrichterin Alison Lang etwas entnervt: "Könnten Sie den Chinesen sagen, dass sie mir nicht erklären sollen, wie ich spielen soll?!" Vor der Partie hatten chinesische Fans den Melbourne Park mit einem roten Fahnenmeer eingenommen, doch ihre Hoffnung auf den ersten Grand-Slam-Sieg für China erfüllte sich nicht.  Anders als in Sydney ließ sich Clijsters diesmal nicht überrumpeln. Nach einer im dritten Satz umkämpften Anfangsphase ging die nun vierfache Siegerin von Major-Events 4:1 in Front, servierte nach einer Spielzeit von 2:05 Stunden mit ihrem ersten Matchball aus.

Clijsters, die nun bei 40 WTA-Titeln hält, kündigte an, dass 2011 ihr letztes volles Jahr auf der WTA-Tour sein könnte. Die 27-Jährige war im August 2009 nach zweijähriger Pause und der Geburt ihrer Tochter zurückgekehrt und hatte wenig später gleich die US Open gewonnen. Künftig soll die Familie Vorrang haben. Nach ihrem ersten Triumph flossen die Freudentränen. "Jetzt dürft ihr mich Aussie-Kim nennen. Wenn Australien nicht so weit weg von Belgien wäre, würden meine Familie und ich viel öfter hierher kommen", sagte Clijsters. In Down Under ist die verheiratete Mutter einer Tochter seit ihrer einstigen Liaison (oder eher: seit dem Ende derselben) mit dem Lleyton Hewitt extrem populär.

Während Li Nan ihre Enttäuschung schnell zu überwinden schien, flossen bei Ehemann und Trainer Jiang Shan noch ein paar Tränen. Und nachdem er von seiner Frau während der Wochen in Melbourne öffentliche Rügen hinsichtlich seines störenden Schnarch-Problems hatte hinnehmen müssen, gab's diesmal Trost: "Egal ob du dick bist oder dünn, attraktiv oder hässlich. Ich liebe dich über alles und folge dir überall hin", meinte Li nach ihrer ersten Niederlage in diesem Jahr. "Sie war definitiv eine harte Gegnerin", zollte Clijsters ihrer Gegnerin Lob. "Ich war bei vielen Rallies in der Defensive, das mag ich gar nicht."

Im Herren-Doppel holten die topgesetzten US-Zwillinge Bob und Mike Bryan mit einem 6:3,6:4 gegen das indische Duo Mahesh Bhupathi/Leander Paes (3) ihren fünften Titel bei diesem Major, seit 2006 waren sie nur 2008 im Viertelfinale gescheitert. Bei den vergangenen sechs Open verlor das Paar nur eines von 33 Matches. (red)