Stuttgart - Mehrere tausend Menschen haben am Samstag in Stuttgart auf der ersten Großdemonstration in diesem Jahr gegen das umstrittene Bahnprojekt "Stuttgart 21" protestiert. Während der etwa einstündigen Veranstaltung unter dem Motto "Jetzt erst recht: Widerstand plus!" kam es zu keinen Zwischenfällen. Die Projektgegner wollten in einem Protestzug durch die Innenstadt ziehen. Der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des deutschen Bundestags, Winfried Hermann (Grüne), sagte, ein von der Deutschen Bahn im Alleingang durchgeführter Stresstest sei nicht zu akzeptieren. Für die von Schlichter Heiner Geißler (CDU) vorgeschlagene Simulation müsse ein Lenkungskreis aus Vertretern der Projektträger und -gegner berufen werden.

"Verfehlte Kundenpolitik"

Mit dem Test soll bis zum Sommer nachgewiesen werden, dass der geplante Tiefbahnhof tatsächlich ein Drittel mehr Verkehr abfertigen kann als der derzeit bestehende Kopfbahnhof. Zugleich kritisierte der Grünen-Politiker die Kundenpolitik der Bahn als "verfehlt". So habe das Unternehmen jahrelang bei Material und Personal gespart und dabei die Kunden vergessen. Der Sprecher des Fahrgastverbands Pro Bahn, Matthias Oomen, warf den Projektträgern vor, "Stuttgart 21" würde zu massiven Problemen und Verspätungen im Fernverkehr im Falle einer Panne führen. Darüber hinaus nähme das Projekt wichtigen Infrastrukturprojekten im Lande die finanziellen Mittel weg.

Zu der Demonstration hatte das Aktionsbündnis gegen "Stuttgart 21" aufgerufen. Die Veranstalter haben bis zur Landtagswahl in Baden-Württemberg am 27. März zwei weitere Großkundgebungen angekündigt - für 19. Februar und 19. März. Gegen "Stuttgart 21" wird seit Monaten heftig protestiert. Bei dem Projekt soll der Stuttgarter Hauptbahnhof für mehr als vier Milliarden Euro von einem Kopf- in einen unterirdischen Durchgangsbahnhof umgebaut werden. (APA/dapd)