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Polizisten und Feuerwehrleute am Unglücksort.

Foto: Nigel Treblin/dapd

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In der Nacht zum Sonntag prallten ein Güter- und ein Personenzug aufeinander.

Foto: Ronny Hartmann/dapd

Hordorf - Nach dem verheerenden Zugsunglück in Deutschland mit mindestens zehn Toten suchen Experten fieberhaft nach der Unfallursache. Ein Regionalexpress einer Privatbahn und ein Güterzug waren am späten Samstagabend in Hordorf bei Oschersleben in Sachsen-Anhalt frontal zusammengestoßen. Mindestens zehn Menschen wurden getötet, mehr als 20 Reisende erlitten nach Angaben der Bundespolizei zum Teil schwere Verletzungen.

Kollision auf eingleisiger Strecke

Bei dem Unglück, einem der schwersten der vergangenen Jahre in Deutschland, kollidierten die Züge auf einer eingleisigen Strecke ungebremst. Unklarheit gab es am Sonntag um die genaue Zahl der Todesopfer. Die Bundespolizei sprach zunächst von elf Todesopfern, nachdem eine Person ihren Verletzungen im Krankenhaus erlegen war. Später gab die Behörde die Zahl der Todesopfer wieder mit zehn an.

Die Identifizierung der Opfer gestaltete sich schwierig, weil viele Passagiere keine Ausweispapiere dabei hatten. Unter den Toten sollen der Zugführer und eine Zugbegleiterin des Regionalexpress sein. Der Personen- wurde von dem Güterzug komplett aus dem Gleisbett auf den angrenzenden Acker geschleudert. Der Güterzug kam etwa 500 Meter nach der Kollision auf den Schienen zum Stehen. Der Knall des Zusammenstoßes soll noch im sieben Kilometer entfernten Oschersleben gehört worden sein.

Unfall um 22.30 Uhr

Der Personenzug war planmäßig auf der Fahrt von Magdeburg nach Halberstadt unterwegs, als es gegen 22.30 Uhr zu dem Unglück kam. Der Güterzug war mit Kalk an Bord in die Gegenrichtung unterwegs. Die Unglücksursache war zunächst noch unklar. Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU) hatte allerdings bei einem Besuch der Unglücksstelle am Vormittag gesagt: "Es muss wahrscheinlich ein Haltesignal überfahren worden sein."

Der Einsatzleiter der Bundespolizei, Ralph Krüger, betonte: "Untersuchungen laufen - zu den Signalschaltungen, zur Technik der Züge." Auch die Fahrtenschreiber der Züge würden analysiert. Es gebe keine Hinweise, die allein auf menschliches oder technisches Versagen hinwiesen. Die Geschwindigkeit der beiden Züge sei nicht unerheblich gewesen. Die Rolle der Witterungsverhältnisse - zweistellige Minusgrade und Nebel - werde untersucht. Der leicht verletzte Lokführer des Güterzugs machte wegen seines Schockzustandes zunächst keine Angaben zu dem Unfall.

Merkels Mitgefühl

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) regierten bestürzt auf die Unglücksnachricht. Merkel sagte in Berlin: "Meine Gedanken sind bei den trauernden Familien der Opfer. Ihnen gilt mein aufrichtiges Mitgefühl. Den Verletzten wünsche ich eine schnelle und vollständige Genesung." Westerwelle übermittelte ebenfalls seine "Trauer" und sein "Mitgefühl". Zugleich würdigte der Vizekanzler die "bewundernswerte Leistung" der Rettungskräfte. In einem Gottesdienst gedachten am Sonntagnachmittag in Hordorf rund 40 Menschen der Opfer des Unglücks.

Die Strecke zwischen Magdeburg und Halberstadt blieb zunächst gesperrt. Die Einsatzkräfte begannen ab Mittag mit der Bergung des verunglückten Personenzuges. Wegen Explosionsgefahr wurde die Unfallstelle weiträumig abgesperrt. (APA/dapd)