Bild nicht mehr verfügbar.

Für Peter Pacult ist im Titelkampf noch einiges machbar.

Foto:Valentina Petrova/AP/dapd

Belek - Die vergangene Frühjahrssaison hat Rapid noch als Winterkönig in Angriff genommen, diesmal startet Österreichs Fußball-Rekordmeister nur als Tabellenfünfter mit sieben Punkten Rückstand auf Spitzenreiter SV Ried ins neue Jahr. Im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur erklärte Trainer Peter Pacult, warum er dennoch an die Titelchance glaubt, was er von seinen beiden neuen Spielern hält, wie er mit der Verletzung von Steffen Hofmann umgeht und ob er in den vergangenen Monaten Angst um seinen Arbeitsplatz hatte.

Haben Sie in den kritischen Phasen im Herbst um Ihren Job gebangt?

Pacult: "Darüber habe ich gar nicht nachgedacht. Es liegt nicht in meiner Hand, wenn diesbezüglich eine Entscheidung getroffen wird. Ich konzentriere mich nur auf meine Arbeit."

Rapid liegt auch deswegen nicht noch weiter zurück, weil oft in diesen kritischen Phasen wichtige Spiele gewonnen wurden. Könnte diese offensichtliche mentale Stärke ein Trumpf im Titelrennen sein?

Pacult: "Bei uns gibt es genug Spieler, die mit Hochs und Tiefs gut umgehen können und in gewissen Partien um den Tick mehr Leistung abrufen können als in den sogenannten kleinen Spielen. Im Titelkampf sind für jede Mannschaft noch 51 Punkte zu vergeben, da ist noch einiges machbar. Wir stellen an uns selbst den Anspruch, vorne mit dabei zu sein."

Inwieweit können die beiden Neuen Boris Prokopic und Michael Schimpelsberger ihren Beitrag zu einem möglichen Meistertitel leisten?

Pacult: "Prokopic hat sich in dem Jahr bei Wacker Innsbruck sehr gut entwickelt. Schimpelsberger ist ein junger, talentierter Spieler, der ein Versprechen für die Zukunft ist. Aber von ihnen zu erwarten, dass sie uns zum Meister machen, da würde man ihnen einen zu großen Rucksack umhängen."

Sind das Spieler, die Rapid sofort helfen können?

Pacult: "Was heißt helfen? Wir sind ja kein kranker Patient. Es ist darum gegangen, Spieler zu finden, die uns in der Qualität noch einmal heben."

Könnte es bei Rapid zu einer Systemänderung kommen, wenn Prokopic im zentralen Mittelfeld spielt?

Pacult: "Überhaupt nicht. Wir spielen unser 4-4-2 genauso weiter. Wenn Boris auf dieser Position spielt, muss er genauso seine Defensivarbeit erledigen. Nur hat er eine höhere Qualität in der Offensive als andere. Aufgrund seiner spielerischen Qualität und seiner Technik kann er Impulse nach vorne bringen, dafür ist er vielleicht in Zweikämpfen nicht so stark wie andere."

Abgesehen von den beiden Zugängen - wie müssen sich die restlichen jungen Spieler präsentieren, damit sich Rapid in der Tabelle verbessert?

Pacult: "Sie haben jetzt eine gewisse Verantwortung und werden auch schon mit anderen Augen gesehen. Wenn einer von fünf Flanken vier hinters Tor schießt oder einer im Mittelfeld zwei Fehlpässe macht, wird schon gemurrt, obwohl sie das vorher vielleicht auch manchmal gemacht haben. Man muss schon sehen, wie sie alle in die Mannschaft gekommen sind. Da war es eine spielstarke, ballsichere Mannschaft, in der man leichter mitspielen kann. Wenn die Bälle dann nicht mehr so kommen, schaut das schon wieder anders aus."

Einer der Jungen, Yasin Pehlivan, hat zuletzt mit einer nächtlichen Eskapade für Aufsehen gesorgt, die ihm zwei eingegipste Hände bescherte. Wie stehen Sie zu dieser Aktion?

Pacult: "Das ist mit dem Verein besprochen. Und was ich mit ihm rede, ist nur für uns zwei gedacht. Auf jeden Fall braucht keiner den Finger zu heben. Es hat noch keinen gegeben, der nie einen Fehler gemacht hat. Yasin muss jetzt das Ganze verarbeiten und aus."

Im Blickpunkt bei Rapid stand zuletzt nicht nur das Verhalten von Pehlivan, sondern auch das Duell ums Einserleiberl. Sind sie der Meinung Ihres Tormanntrainers Manfred Kohlbacher, wonach Helge Payer in dieser Vorbereitung besser als sonst trainiert hat?

Pacult: "Ich will mich nicht hinstellen und sagen, er trainiert jetzt besser - das ist ja schließlich seine Pflicht. Fakt ist, der Kampf um die Nummer eins hat neu begonnen, jeder der Torleute hat seine Stärken und Schwächen. Es gibt zwar schon jetzt eine Tendenz bei mir, aber die Entscheidung wird unmittelbar vor unserem ersten Match am 12. Februar in Wiener Neustadt mitgeteilt."

Offen ist auch noch die Personalie Hofmann. Wird der Kapitän bis zum Frühjahrsstart fit?

Pacult: "Es gibt kein Zeitfenster. Ich kann nicht sagen, bis Wiener Neustadt muss es sich ausgehen. Man darf nicht vergessen, dass er drei Monate lang nicht trainieren konnte, auch in den Wochen vor der Verletzung konnte er nicht oft trainieren. Er arbeitet intensiv auf sein Comeback hin, aber wann das sein wird, da gibt es im Moment keine Prognose."

Hofmann wollte im Herbst trotz seiner Schmerzen immer wieder spielen, Sie erfüllten seine Bitte und machten sich deswegen nach der Verletzung Vorwürfe. Was passiert, wenn Hofmann am 12. Februar spielen will, Sie ihn aber nicht für matchfit halten?

Pacult: "Ich werde alles genau beobachten und dann entscheiden, ob es reichen wird oder nicht. Im Herbst hatten wir die Doppelbelastung mit der Europa League, da habe ich gewusst, dass es sich irgendwann nicht mehr ausgehen wird. Er hat aber immer spielen wollen, und es wird keinen Trainer geben, der einen Spieler bremst. Jetzt ist die Situation anders. Man muss ihn aber wieder dort hinkriegen, wo er war. Die Frage wird sein, wie laufstark und wie spritzig ist er, wie sicher ist er am Ball."

Im Nationalteam wurde der Kapitän zuletzt von seinem Trainer auf die Ersatzbank gesetzt und äußerte daraufhin leise Kritik. Was halten Sie von diesem Verhalten Marc Jankos?

Pacult: "Wenn er will, soll er sich kritisch äußern, aber der Trainer schaut immer, was für die Mannschaft am besten ist. Ich glaube, dass Marc gegen Griechenland nicht ganz fit war, sonst, so bin ich überzeugt, hätte ihn der Teamchef aufgestellt. Ein Spieler kommt bald und sagt, ich bin fit. Aber fit in dem Sinn, dass man seine Qualität umsetzen kann, das entscheidet der Trainer selbst." (APA)