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Martin Ragginger (22), geboren in Salzburg. 2010 gewann der Walser als erst vierter Österreicher das 24-Stunden-Rennen von Spa.

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Standard: Was macht für Sie den Mythos Daytona aus?

Ragginger: Die drei Steilkurven sind schon stark. Da muss man die Grenzen seines Autos sehr gut kennen. Man lenkt sehr wenig im Oval. Wenn du oben wenige Zentimeter von der Mauer entfernt fährst, kannst du gar nicht viel lenken. Viel Spielraum hast du nicht.

Standard: Was ist in Daytona schiefgelaufen?

Ragginger: Das Allerwichtigste bei einem 24-Stunden-Rennen ist: Man muss durchkommen. Das Auto muss halten, die Boxenstopps müssen funktionieren. Und nicht zuletzt dürfen die Fahrer keinen Fehler machen. Das haben wir in Daytona nicht geschafft, unser Fahrer Nicolas Armindo ist innerhalb kurzer Zeit zweimal in ein Auto gecrasht. Schade, wir hatten alle Chancen. Aber zwei Unfälle sind zu viel.

Standard: Wann haben Sie sich für eine Karriere im Sportwagenbereich entschieden?

Ragginger: Natürlich ist das Ziel immer die Formel 1, das ist der Traum jedes Motorsportlers. Ich war gemeinsam mit Sebastian Vettel im Junior-Team von Red Bull, hatte schon Formel-3-Tests absolviert. Es wäre schon in diese Richtung gegangen. Aber bei Red Bull ist es irgendwann einfach nicht mehr so gut gelaufen. Ich war einer der wenigen Junioren, die gefragt haben, ob ich aus dem Vertrag rauskomme.

Standard: Damit war die mögliche Formel-1-Karriere passé?

Ragginger: Klar hofft man noch. Aber allein, um in die Formel 3 zu kommen, muss man als Fahrer bis zu einer Million Euro Sponsorgeld mitbringen. Als 16-Jähriger ist es schwierig, das in kurzer Zeit aufzutreiben. Dann kam eben das Angebot, dass ich zur Junior-Sichtung von Porsche kommen kann. Mein Ziel ist jetzt, Porsche-Werksfahrer zu werden. Der Job als Testfahrer ist okay, du hast die Chance, manchmal in Topautos zu sitzen. Aber ich möchte die ganze Saison in einem Topauto sitzen.

Standard: Wie sehr spielt die Gefährlichkeit des Jobs eine Rolle?

Ragginger: Es ist sich jeder im Motorsport bewusst, was passieren kann. Vor zwei Wochen hatte ich beim 24-Stunden-Rennen in Dubai einen schweren Unfall. Das war innerhalb von zwei Tagen wieder abgehakt, ich habe mich eigentlich mehr über das Rennresultat geärgert. Das ist ein Risiko, mit dem ich leben muss. Wenn du über Gefahren nachdenkst, bist du zu langsam und ohne Chance.

Standard: Kann Geld helfen, nicht über Gefahren nachzudenken?

Ragginger: Über Geld spricht man nicht. Als Porsche-Werksfahrer musst du dir jedenfalls keine Sorgen mehr machen. Darum ist es wichtig, dass du früh in einem Team Fuß fasst. Es gibt nicht viele Österreicher, die im Motorsport richtig Geld verdienen, vielleicht eine Handvoll. Ich gehöre dazu. (David Krutzler, DER STANDARD Printausgabe 31.01.2011)