Eine Stollenbahn soll Gastein mit dem Mölltaler Gletscher auf der Kärntner Seite verbinden. Dazu wäre allerdings eine Änderung des Nationalparkgesetzes notwendig.

Foto: Tourismusverband

Das Projekt wird von den Gasteiner Touristikern seit Jahrzehnten immer wieder an die Politik herangetragen: Anfang Februar will die Salzburger Landesregierung über das umstrittene Projekt einer unterirdischen Stollenbahn aus dem Salzburger Gasteinertal hinauf zum Mölltaler-Gletscherskigebiet auf der Kärntner Seite des 3122 Meter hohen Schareck entscheiden. Diesmal endgültig.

Strittig ist die unterirdische Liftverbindung zwischen Gastein und Kärnten, weil sie mitten durch den Nationalpark Hohe Tauern führen würde. Naturschutzbund, Alpenverein und Grüne protestieren. Nach der aktuellen Gesetzeslage wäre die Bahn nicht genehmigungsfähig, da der Nationalparkschutz sozusagen auch unter Tag gilt. "Derzeit wäre es gar nicht möglich, das Projekt einzureichen", sagt der Salzburger Nationalparkdirektor Wolfgang Urban im Gespräch mit dem Standard.

Aber Gesetze sind änderbar, und das Nationalparkgesetz ist Landesgesetz. Allerdings ist der Nationalpark nach EU-Recht als Natura-2000-Schutzgebiet ausgewiesen. Rechtsexperten der Landesregierung meinen, dass für den Fall einer Genehmigung der Stollenbahn Salzburg ein EU-Vertragsverletzungsverfahren am Hals hätte.

Hoffen auf VP-Zustimmung

Der Bürgermeister der Gemeinde Bad Gastein Gerhard Steinbauer (ÖVP) ist trotzdem zuversichtlich, den Seilbahntunnel durchsetzen zu können. Nach seinem Eindruck würden zumindest alle drei Mitglieder der Landesregierung "aus der schwarzen Reichshälfte" dem Vorhaben positiv gegenüberstehen.

Das wäre neben Landeshauptfraustellvertreter Wilfried Haslauer und Agrarlandesrat Sepp Eisl auch die ressortzuständige Tina Widmann. Widmann - erst seit vergangenem November im Amt - hat bisher öffentlich jede Stellungnahme abgelehnt. Für heute, Montag, ist eine Gesprächsrunde mit den Liftgegnern - allen voran mit Vertretern des Naturschutzbunds - geplant.

Die Gemeinde Bad Gastein zahlt übrigens bereits jetzt für den Lift, obschon das Projekt möglicherweise niemals auch nur in die Nähe der Realisierbarkeit kommen kann. Im Zuge der internationalen Anerkennung des Nationalparks im Jahr 2006 habe man 75 Prozent der Kernzone "außer Nutzung" stellen müssen, erläutert Nationalparkchef Urban. Dafür wären mit den Grundeigentümern Entschädigungsverträge abgeschlossen worden. Allein auf der Salzburger Seite müssten jährlich rund 600.000 Euro gezahlt werden.

Die Gasteiner waren nicht dabei. Sie zahlen den betroffenen Almbauern jährlich 10.000 Euro aus eigener Gemeindetasche, damit diese keine vertragliche Bindung mit dem Nationalpark eingehen. Die Begründung: Man wolle dem Liftprojekt "vorbeugend keine zusätzlichen Hürden auferlegen", wie Bürgermeister Steinbauer erklärt.

Eine Stollenbahn soll Gastein mit dem Mölltaler Gletscher auf der Kärntner Seite verbinden. Dazu wäre allerdings eine Änderung des Nationalparkgesetzes notwendig. (Thomas Neuhold, DER STANDARD; Printausgabe, 31.1.2011)

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