Norm für ästhetische Chirurgie - europaweiter Schutz und Sicherheit für Patienten

Foto: Paul Dahan

Ob Botox, Gesichtsstraffung, Fettabsaugung oder Brustvergrößerung - eines haben diese Eingriffe gemeinsam: Sie sind aus medizinischer Sicht nicht notwendig, erleben aber einen nie dagewesenen Aufschwung. Allein in Österreich gab es im Jahr 2006 40.000 Eingriffe, zehnmal so viele waren es in Deutschland. In Großbritannien wurden 217.000 und in den Niederlanden 77.000 Eingriffe gezählt. Ab 2012 soll eine derzeit in Ausarbeitung befindliche Norm für mehr Sicherheit für Patienten sorgen und Gefahrenquellen nachhaltig zu Leibe rücken.

Auf Organisation des Austrian Standards Institute wurde im April 2010 beim Europäischen Komitee für Normung, CEN, ein österreichischer Antrag auf die Entwicklung einer Europäischen Norm für ästhetische Chirurgie eingebracht. Das Ziel: Patienten maximalen Schutz und Sicherheit zu bieten. Gegründet wurde ein interdisziplinäres Gremium, dem Vertreter aus 22 Ländern Europas angehören. Vertreter von acht europäischen beziehungsweise internationalen medizinischen Gesellschaften arbeiten mit.

Wer darf was wann und wo?

Ziel der aktuellen Komitee-Sitzung war es, die Anforderungen an die Norm für ästhetische Chirurgie weiter zu spezifizieren. Erörtert wurden unter anderem die Fragen, welche Kriterien eine Person, die im Bereich der ästhetischen Chirurgie tätig ist, erfüllen muss, welcher Eingriff welche Kompetenzen erfordert und wie das Umfeld, in dem Eingriffe durchgeführt werden, hinsichtlich Sterilität und Hygiene beschaffen sein muss. Weiters will das Komitee auch Standards für die Handhabung von Notfällen ausarbeiten. Darüber hinaus wird an einer einheitlichen Offenlegung für Patienten gefeilt, die klar und unmissverständlich informieren soll, nach welchen Qualitätsstandards - vom Erstkontakt bis zur Nachbetreuung - gearbeitet wird.

Johann Umschaden, Primarius an der Schwarzl Klinik Laßnitzhöhe, Steiermark, und zugleich Leiter des Normungskomitees bei Austrian Standards Institute: "Wichtige Fragen rund um einen Eingriff sind für Patienten meistens nicht unmittelbar erkennbar oder überprüfbar. Ist das Operationsbesteck keimfrei? Was macht der Behandelnde, falls es Komplikationen gibt? Wurde ich ausreichend individuell beraten oder hat man mir unliebsame Details vorenthalten, um das Geschäft nicht zu verlieren? Hier gilt es viele Punkte gründlich durchzudiskutieren."

Weiterführende Gespräche wurden für Mai in Brüssel fixiert. Im Herbst 2011 soll der Öffentlichkeit in den jeweiligen Ländern ein ausgereifter Vorschlag zur Stellungnahme vorgelegt werden. Ziel ist es, eine Norm für ästhetische Chirurgie bis Ende 2012 fertigzustellen. (red)