Die Unruhen in Ägypten treffen auch die Wirtschaft schwer. Mehrere namhafte internationale Firmen haben damit begonnen, ihre Mitarbeiter abzuziehen. In der Nacht zuvor waren Plünderer durch die Straßen gezogen, private Sicherheitsfirmen haben Hochkonjunktur. Von einer großangelegten Evakuierung kann aber noch nicht gesprochen werden.

Am Montag hatten unter anderem Shell, Eni, Mercedes, BMW und der Energiekonzern RWE angekündigt, ihre Beschäftigten zurück zu holen. Bei RWE ist ein Österreicher betroffen, hieß es auf APA-Anfrage. RWE-Dea beschäftigt rund 140 Mitarbeiter in seiner ägyptischen Landesgesellschaft. Hinzu kommen 1.100 Beschäftigte im Gemeinschaftsunternehmen Suez Oil. Nach Angaben des Unternehmens sind es vor allem Ägypter. Die Anlagen seien geschützt und befänden sich außerhalb der großen Städte.

RWE-Chef Jürgen Großmann hatte sich zuvor in der "Süddeutschen Zeitung" besorgt über die Situation in Ägypten geäußert. "Das hat uns alle überrascht", sagte der Vorstandschef. Bei den Unruhen wurden am Wochenende auch zwei Großmärkte des Handelskonzerns geplündert, eine Person wurde dabei verletzt. Europas größter Autobauer Volkswagen hat wegen der unsicheren Lage die Lieferung von Autos nach Ägypten gestoppt.

Chaos auf Flughäfen

Auf dem internationalen Flughafen von Kairo warteten am Sonntag Tausende vor dem Chaos geflüchtete Ausländer auf eine Chance zur schnellen Abreise. Selbst Familien, die schon seit Jahrzehnten in dem nordafrikanischen Land leben, suchen das Weite, wie Korrespondenten der Nachrichtenagentur dpa in Kairo erfuhren. Einige Staaten wie Großbritannien oder die Türkei begannen damit, ihre Staatsbürger aus dem Krisenland auszufliegen.

Neben der deutschen Lufthansa und Air India organisierten am Montag auch die USA und Türkei zusätzliche Flüge, um Staatsangehörige die Möglichkeit zur Heimkehr zu bieten. China schickte zwei Flugzeuge nach Kairo, um 500 am Flughafen gestrandete Staatsangehörige abzuholen, wie Air China und Hainan Air mitteilten. Auch Japan ließ nach Angaben des Außenministeriums rund 500 Bürger in der ägyptischen Hauptstadt einsammeln und nach Rom bringen. Das griechische Außenministerium erklärte, mindestens zwei Militärmaschinen stünden bereit. Auch die irakische Regierung schickte ein Flugzeug auf den Weg.

Nach Angaben des österreichischen Außenministeriums halten sich 3.100 Österreicher in Ägypten auf, die überwiegende Mehrheit in den bisher ruhigen Tourismuszentren am Roten Meer. Laut Außenminister Michael Spindelegger gibt es aber einen Notfallplan zur Evakuierung der Österreicher, der jederzeit aktiviert werden könne. Die EU-Außenminister wollten bei ihrer Sitzung am Montag auch darüber beraten, "wie wir unsere Staatsbürger (...) aus diesem Land herausbringen", sagte der Minister im Ö1-Morgenjournal. Österreich hat als einer der ersten Staaten bereits am Freitag eine Reisewarnung für ganz Ägypten ausgegeben. Damit wird Österreichern von Reisen in dieses Land abgeraten, auch in die Touristengebiete. (APA/Reuters)