Wien - Nicht jedes Duo, das mit Nancy Sinatra und Lee Hazlewood verglichen wird, verdient das auch. Hazlewood hat eine Dramaturgie entwickelt, die bis heute gültig ist: jene des alten Drecksacks, der dem naiven Girlie die Welt und die Liebe erklärt. Sex and the Country. Das setzt zumindest einen glaubhaften Charakter voraus.
Der wäre im Fall von Mark Lanegan und Isobel Campbell gegeben, dennoch reicht es nicht für diese Adelung. Obwohl Lanegan schon nach hartem Leben klingt, wenn er sich nur räuspert. Der 46-Jährige hat eine Vergangenheit bei den Screaming Trees, bei Queens Of The Stone Age, diversen Drogen, den Soulsavers, hat eine harte Kindheit von innen gesehen, den Jugendknast, war Haberer von Kurt Cobain und, und, und.
2004 tat er sich mit der Schottin Isobel Campbell zusammen, die davor bei den Indie-Helden Belle and Sebastian gespielt hat.
Seither sind drei gemeinsame Alben entstanden, am Sonntag spielen sie erstmals in dieser Besetzung in Österreich. Zwar scheint der Nancy-&-Lee-Vergleich durch Traditionals und Coverversionen wie Hank Williams' Ramblin' Man bestätigt, aber Campbells Eigenkompositionen besitzen nicht die Kraft dieser Klassiker. Da kann Lanegan noch so cool raunen.
Im Vorjahr erschien das bislang beste Album des Gespanns: Hawk. Das besitzt nun endlich eine Mitte. Waren die Songs auf den ersten beiden Alben bestenfalls okay, meist aber zu vergessen, arbeiten sich die beiden mittlerweile mit einer lässigen Band durch einen gut abgesicherten (Country-) Rock mit Blues-Breitseite, der sogar kleine Hits wie Come Undone abwirft: Deep Soul trifft Trinker-Country. Es herrscht Hunger auf Durst, Durst nach Leben, der Bierhahn brennt.
Die Live-Umsetzung mit Piano, Drums, Gitarre, Orgel und Cello wertet sogar mittelmäßige Lieder auf. Und dass Lanegan Songs seiner Soloalben einbaut, schadet natürlich auch nicht. (Karl Fluch, DER STANDARD - Printausgabe, 1. Februar 2011)