Dublin/Kampala - Der anglikanische Primas und Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, setzt seine Anstrengungen fort, die zerstrittene weltweite "Anglican Community" zusammenzuhalten. Bei einem Gipfel anglikanischer Bischöfe in der irischen Hauptstadt Dublin lancierte er am Wochenende eine "Anglikanische Sozial- und Entwicklungs-Allianz", wie Kathpress berichtete. Die neue Allianz soll trotz der schweren Meinungsverschiedenheiten in Lehrfragen doch für gemeinsames Engagement der AnglikanerInnen sorgen.

Ein Grundproblem der neuen Allianz sei, dass sie zu einem wesentlichen Teil von der anglikanischen Kirche der USA, der Episkopalkirche, finanziert werden solle. Von dieser gingen jene sexualethischen Tendenzen aus, die vor allem bei AnglikanerInnen in Afrika auf heftigen Widerstand stoßen, hieß es in einem Bericht von Radio Vatikan. Die Episkopalkirche hat einen homosexuellen, mit einem Partner zusammenlebenden Bischof, Gene Robinson, den Bischof von New Hampshire.

Schwule und Lesben als Sünder beschimpft

In Dublin sagte Erzbischof Williams vor der Presse, die anglikanische Gemeinschaft lehne Gewalt gegen Menschen ab, die sich als Schwule oder Lesben deklarieren. Ausdrücklich beklagt wird in einer Erklärung in Dublin der Mord an dem homosexuellen Menschenrechtsaktivisten David Kato in Uganda am Mittwoch vergangener Woche. Bei der Beisetzung soll der anglikanische Geistliche schwule und lesbische Trauergäste als vernichtenswerte Sünder bezeichnet haben. Kato hatte er sich gegen Gesetzgebungspläne der Regierung engagiert, die unter anderem die Todesstrafe für sexuell aktive HIV-infizierte Homosexuelle vorsahen.

An der Konferenz in Dublin hatten sieben afrikanische Bischöfe demonstrativ nicht teilgenommen, darunter Ugandas Erzbischof Henry Luke Orombi. Sie protestierten damit gegen die Anwesenheit der Vorsitzenden Bischöfin der Episkopalkirche Katherine Jefferts Schori. Williams sagte, niemand könne leugnen, dass dies eine Krise der Kirchengemeinschaft bedeute.

Weg für Frauen zum Bischofsamt

Laut Londoner "Sunday Telegraph" will eine parteiübergreifende Parlamentarierguppe im Unterhaus beantragen, dass die Kirche von England nicht länger von den geltenden Gleichstellungsgesetzen ausgenommen werde. Damit soll sie gezwungen werden, den Weg für Frauen zum Bischofsamt frei zu machen. Zu der Gruppe gehören unter anderen der ehemalige Labour-Minister Frank Field und der stellvertretende Vorsitzende der Liberaldemokraten, Simon Hughes. (APA)