Salzburg - "Mittelfristig", sagt Johannes Mayr, mache die Trennung zwischen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen in der Lehrerausbildung "keinen Sinn". Für Mayr, Professor für Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung im Bildungsbereich an der Universität Klagenfurt, ist die universitäre Ausbildung aller Lehrer das Ziel.
Bestehende "institutionelle Hüllen" sollten durch Neues ersetzt werden, meint der Bildungsforscher im Standard-Gespräch. Er plädiert für "Schools of Education" an den Universitäten. Diese sollten als eigene Fakultät die Lehrerausbildung übernehmen und von den anderen Fachgebieten Leistungen quasi "bestellen". Den Universitäten müsse bewusst werden, dass die Lehrerausbildung ein "wichtiger Auftrag" sei.
Mindestens so wichtig sei es, den Lehrerberuf generell neu zu konzipieren. Dazu müsse auch die Auswahl angehender Lehrer besser werden, um so schon im Vorfeld für den Job ungeeignete Kandidaten vom Lehramtsstudium abzuhalten.
Wichtigster Bestandteil dafür sei neben eine fundierteren Beratung "ein gut betreutes "Schulpraktikum" im ersten oder zweiten Semester. Viele Aspekte des Lehrberufs würden erst in der Praxis sichtbar. Es sei zu Beginn wesentlich leichter, das Studium zu wechseln, als nach Abschluss der Ausbildung oder bereits im Beruf.
Mayr verlangt auch "Ausstiegsoptionen" für Lehrkräfte. Dazu gehörten auch "flachere Einkommensmodelle", die letztlich ein Umsteigen in einen anderen Beruf erleichtern würden.
Zu ähnlichen Überlegungen kommt auch Sigrid Blömeke, Bildungsforscherin an der Berliner Humboldt-Universität. Bei einer Vergleichsstudie unter Mathematikpädagogen aus 15 Ländern schnitten Taiwans Mathematiklehrer am besten ab. Österreich hat an der Teacher Education and Development Study (TEDS-M) übrigens nicht teilgenommen.
Ein Grund, warum die Mathe-Profs aus Taiwan überdurchschnittlich gut abschneiden: In Taiwan gebe es sehr strenge Zugangsvoraussetzungen zum Lehrerberuf, erläuterte Blömeke. Nur die besten und motiviertesten Kandidaten kämen in die Ausbildung. Dazu komme, dass Mathematik einen besonders hohen gesellschaftlichen Stellenwert habe.
Die taiwanischen Lehrer erhielten außerdem eine fundierte Mathematikausbildung und hätten dadurch enormes Fachwissen. Dazu komme eine gute Ausbildung in Didaktik. (Thomas Neuhold, DER STANDARD, Printausgabe, 1.2.2011)