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Das private Ölunternehmen TNK-BP kommt nicht zur Ruhe: Der Eigentümerstreit geht in die nächste Runde Foto: Reuters

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Der Streit zwischen den russischen und britischen Aktionären des Ölkonzerns TNK-BP geht in die nächste Runde: Als Protest gegen die Überkreuzbeteiligung von BP und Rosneft wird die Dividendenzahlung blockiert.

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Die russischen Aktionäre des russisch-britischen Gemeinschaftsunternehmen TNK-BP geben ihren Widerstand gegen die Verflechtung von BP und Rosneft nicht auf. Das russische Konsortium AAR, hinter dem die Milliardäre Michail Fridman, Leonard Blawatnik und Viktor Wekselberg stehen, will die Auszahlung der Dividende aus dem 4. Quartal blockieren. Es geht um fast 1,8 Milliarden US-Dollar (rund 1,3 Milliarden Euro.

AAR, dem 50 Prozent des drittgrößten russischen Ölunternehmens TNK-BP gehören, will mit der Blockade der Dividendenauszahlung gegen die Beteiligung seines britischen Partners BP am russischen Staatskonzern Rosneft protestieren. BP und Rosneft hatten Anfang Januar einen rund 8 Milliarden Dollar schweren Aktientausch vereinbart: BP übernimmt 9,5 Prozent der Rosneft-Aktien. Im Gegenzug erhalten die Russen fünf Prozent der BP-Anteile. Außerdem wollen die beiden Unternehmen bei der Erschließung der Ölvorkommen in der Arktis zusammenarbeiten.

Die russischen Milliardäre bestehen darauf, dass TNK-BP die exklusiven Rechte auf die Energieprojekte von BP in Russland und der Ukraine behält. Sie beziehen sich auf eine entsprechende Eigentümervereinbarung aus dem Jahr 2009. Die russischen Oligarchen werfen ihrem britischen Partner BP vor, weder Rosneft noch die russische Regierung von den Verpflichtungen gegenüber TNK-BP informiert zu haben.

Um den Deal zwischen BP und Rosnegt zu stoppen, hat sich die AAR vergangene Woche bereits an ein Gericht in London gewandt. Die Anhörung wird am Dienstag stattfinden. BP wiederum strebt ein Schnellverfahren vor dem Internationalen Schiedsgericht in Stockholm an.

Der jüngste Konflikt ist nicht der erste Eigentümerstreit in der Firmengeschichte von TNK-BP. 2008 warfen die russischen Aktionäre dem damaligen TNK-BP-Chef Robert Dudley vor, einseitig die Interessen des britischen Mutterkonzerns zu verfolgen und forderten dessen Ablöse. Mit Hilfe der russischen Steuer- und Einwanderungsbehörden setzten die russischen Aktionäre schließlich ihren Willen durch.

Zugeständnisse an TNK-BP

Analysten gehen dennoch nicht davon aus, dass es den russischen Aktionären gelingen wird, den BP-Rosneft-Deal zu stoppen. "Es ist unwahrscheinlich, dass der Deal zurückgenommen wird. Die Versuche von TNK-BP vom Rosneft-BP-Deal zu profitieren werden zu Zugeständnissen in anderen Bereichen wie Steuererleichterungen, der Expansion im Gassektor und Übernahmemöglichkeiten führen," schreibt Artjom Kontschin, Analyst der UniCredit Securities. (Verena Diethelm aus Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.2.2011)