Eine Insel der Stabilität sei das Land, lobte der US-Präsident, "in einer der unruhigeren Gegenden dieser Welt". An den Trinkspruch bei einer Silvesterfeier 1977/78 in Teheran erinnert sich Jimmy Carter nicht mehr gern. Noch im November 1978 nannte er den Schah, Reza Pahlevi, "einen Freund, einen treuen Verbündeten". Zwei Monate später, am 16. Jänner 1979, flog der Herrscher des Iran ins Exil.

Die Parallelen liegen auf der Hand. Hosni Mubarak befindet sich in ähnlicher Lage wie damals der Schah, mit dem Unterschied, dass die Ägypter keinen Ajatollah Khomeini haben, keinen charismatischen Prediger, der aus dem Exil zurückkehrt, um das Ruder zu übernehmen.

Anfangs hatte die Regierung Barack Obamas Mubarak noch Reformen ans Herz gelegt, durchaus gewillt, ihn zu stützen. Nun scheint die Einsicht zu reifen, dass es eine Zukunft mit Mubarak nicht geben kann. "Geordneter Übergang" heißt die aktuelle Formel, von Außenministerin Hillary Clinton in gleich fünf Fernsehinterviews hintereinander verkündet. Man baut aufs ägyptische Militär, bedeutet die Chiffre.

Die Generäle, so die Gedankenspiele, sollen bis zur nächsten Präsidentenwahl das Zepter in die Hand nehmen. In dieser Zeit sollen sich moderate, säkulare Kräfte besser organisieren, sodass sie den Muslimbrüdern Paroli bieten können. Es sind Wunschszenarien, denen man anmerkt, wie sehr der Präzedenzfall Iran US-Denken noch heute bestimmt. Auch in Teheran hatte es mit einer breiten Protestbewegung von Linken, Liberalen und Islamisten begonnen, ehe die Geistlichkeit die anderen an den Rand drängte.

Verteidigungsminister Robert Gates und Generalstabschef Mike Mullen stehen in ständigem Kontakt mit ihren Kollegen am Nil. Auch an den 1,3 Milliarden Dollar, die jährlich als Militärhilfe fließen, will man nicht rütteln. (Frank Herrmann aus Washington/DER STANDARD, Printausgabe, 1.2.2011)