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Diese Trümmer waren einmal ein Zug. Bei der Kollision des Harz-Elbe-Expresses mit einem Güterzug starben zehn Menschen, rund 40 wurden zum Teil schwer verletzt.

Foto: EPA/Foester

Es ist ein großer Haufen voller Trümmer, der vom privat betriebenen Harz-Elbe-Express (HEX) übriggeblieben ist. Im Laufe des Montags wurde der völlig zerstörte Regionalexpress in mehrere Teile zerlegt und in eine Halle ins nahegelegene Halberstadt transportiert. Dort werden Experten Untersuchungen durchführen, um zu klären, wie es am Sonntagabend in Sachsen-Anhalt zu dem schweren Unglück gekommen ist.

Auf einer eingleisigen Strecke waren in der Nacht auf Sonntag ein ebenfalls privat betriebener Güterzug und eben jener Regionalexpress kollidiert. Zehn Menschen, darunter der Zugführer und die Zugbegleiterin des Regionalzuges starben. Der Lokführer des Güterzuges überlebte hingegen leicht verletzt.

Gegen den 41-Jährigen, der noch unter Schock steht, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Magdeburg wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und Gefährdung des Bahnverkehrs. Möglicherweise hat der Zugführer vor dem Zusammenstoß ein Haltesignal überfahren. Die Ermittler stützen sich diesbezüglich auf eine Zeugenaussage. Laut Mitteldeutschem Rundfunk (MDR) war der Lokführer, als das Unglück passierte, gar nicht in seiner Fahrerkabine. Dies wäre laut Polizei eine Erklärung dafür, warum er nur leicht verletzt ist.

Identifizierung schwierig

Am Montagnachmittag waren von den zehn Todesopfern erst zwei identifiziert (eine 74-jährige Frau und ein 63-jähriger Mann). Die Identifizierung der anderen Toten ist schwierig, weil es sich um viele junge Menschen handelt, die ohne Ausweise unterwegs waren. Von den 23 lebensbedrohlich Verletzten schwebten am Montag noch drei in Lebensgefahr.

Fest steht, dass es zum Zeitpunkt des Zusammenpralls (gegen 22.30 Uhr) auf der Strecke zwischen Halberstadt und Magdeburg sehr nebelig war. Auf dem betreffenden Gleisabschnitt ist noch kein zusätzliches Sicherungssystem installiert, das Züge automatisch bremsen kann. Zwar gibt es ein solches System schon zwischen Magdeburg und Halberstadt, aber nicht an der Unfallstelle. Dort ist laut Deutscher Bahn auch keines vorgesehen, weil dieser Teil der Strecke nur für Fahrten mit bis zu 100 Kilometern pro Stunde zugelassen ist. Pflicht ist diese Sicherung nur, wenn mehr als 100 Stundenkilometer gefahren werden.

Der Chef des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Karl-Peter Naumann, wies darauf hin, dass Sicherheitssysteme, die beim Überfahren eines roten Signals eine Notbremsung auslösen, in Westdeutschland längst Standard seien. In Ostdeutschland "muss jetzt schnell nachgerüstet werden". Für Stellwerke und Gleise ist die Deutsche Bahn zuständig. (Birgit Baumann aus Berlin/DER STANDARD-Printausgabe, 1.2.2011)

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