Alles schon gesehen, alles schon gehabt. Als der Ölpreis 2008 die 100-Dollar-Hürde nahm, um anschließend die 150-Dollar-Marke in Angriff zu nehmen, war die Welt der Spekulanten noch in Partylaune. Der Durst nach Öl war immens, auch oder gerade wegen der Blasen, die sich gebildet hatten. Investoren wetteten auf steigende Preise von Ölkontrakten. Immer mehr Geld trieb die Preise immer weiter in die Höhe. Über dem Ölmarkt hatte sich eine fette Spekulationsblase gebildet.

Jetzt scheint sich manches zu wiederholen - von Partylaune kann allerdings nicht die Rede sein. Auch wenn viele Volkswirtschaften die Zeit tiefster Depression hinter sich gelassen haben: Der Durst nach Öl war schon einmal größer. Jetzt werden andere Partys gefeiert - Revolutionspartys. Und wieder fließt viel Geld ins Öl - weniger, um es zu verbrauchen, mehr, um es mit Gewinn weiterzuverkaufen.

Dabei gibt es nicht wirklich einen Grund, warum der Rohölpreis und damit auch die Spritpreise so hoch sein müssen, wie sie es derzeit sind. Öl gibt es zumindest auf absehbare Zeit mehr als genug. Würde das Ölkartell Opec die Hähne bis zum Anschlag aufdrehen, bestünde sogar die Gefahr einer Überschwemmung. Wieder einmal ist es die Psychologie, die der Ratio einen Strich durch die Rechnung macht. Gegen psychologische Stimmungen kommt man schwer an. So zynisch es klingt: Nur durch Spritsparen können Konsumenten die hohen Preise austricksen. (Günther Strobl, DER STANDARD, Printausgabe, 2.2.2011)