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Der Verkauf von staatlichem Tafelsilber könnte 24 Milliarde bringen.

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Wien - Durch den Börsegang von Landesenergieversorgern, Flughhäfen und anderen Infrastrukturunternehmen kann die öffentliche Hand 19,9 Mrd. Euro lukrieren, weitere 3,9 Mrd. Euro Erlöspotenzial könnten zusätzliche Anteilsverkäufe bereits gelisteter Staatsunternehmen erbringen. Die ist das Ergebnis einer am Mittwoch von der Wiener Börse präsentierten Studie. "Wir wünschen uns von der Politik positive Signale, wie etwa eine künftige aktive Privatisierungstrategie", sagte Börsevorstand Michael Buhl. Als ganz neuen Privatisierungskandidaten bringen die Börsianer über eine Studie die Münze Österreich ins Gespräch.

Für die Privatisierung der von der Analyse erfassten Unternehmen müssten freilich Gesetze auf Bundes- und Landesebene geändert werden, die sich teilweise in Verfassungsrang befinden (zweites Verstaatlichungsgesetz).

Die vom Economica-Institut des IV-Chefökonomen Christian Helmenstein erstellte Analyse nimmt für die Modellrechnung an, dass der Staatsanteil bei 25 Prozent und einer Aktie verbleibt, alles darüber hinaus jedoch privatisiert wird. Die Werte der noch nicht an der Börse befindlichen Unternehmen werden mit Cashflow-Analyse ermittelt, bei den bereits teilprivatisierten Firmen setzt man den anteiligen Börsewert an. Eine Wifo-Studie im vergangenen Jahr hatte eine nahezu identisches Erlöspotenzial erbracht.

ÖBB und Asfinag keine Kandidaten

Nicht auf der fiktiven Privatisierungsliste befinden sich ÖBB und Asfinag. Die Flughäfen in den Bundesländern, die man - wie sich die Börse vorstellt - für einen Börsengang in eine Gesellschaft bündeln könnte, können zwischen 400 und 500 Mio. Euro bringen. Die mehrheitliche Privatisierung der Bundesimmobiliengesellschaft BIG (Eigenkapital: 929 Mio. Euro) soll sogar 4,26 Mrd. Euro bringen, meinen die Studienautoren. Helmenstein gibt sich aber skeptisch, dass ÖBB und Asfinag selbst unter besseren wirtschaftlichen Bedingungen privatisierbar sind. Für die Nationalbanktochter Münze Österreich setzt Economica 877 Mio. Euro an.

Laut Modellrechnung könnten rund 14 Mrd. Euro aber aus dem Verkauf der Landesenergieversorger stammen, allein 4,7 Mrd. Euro würden dabei der Bundeshauptstadt aus dem 75-Prozent-Verkauf der Wien Energie zufließen.

Die Börse fordere aber "keine Vollprivatisierungen" und sie sei "der Ansicht, dass der Staat bei den privatisierten Unternehmen als Kernaktionär erhalten bleiben kann", sagte Börsevorstand Heinrich Schaller.

"Es gibt derzeit riesige Cash-Bestände, die zum Eckzinssatz verzinst und die eine Veranlagung suchen", sagte Buhl, der freilich nicht damit rechnet, noch 2011 Staatsbeteiligungen an die Börse bringen zu können. Buhl geht aber von "ein bis zwei Börsegängen im ersten Halbjahr" aus. "Zwei bis drei weitere in der zweiten Hälfte könnten das Jahr komplettieren."

Die Wiener Börse hat von der ersten Privatisierungswelle ab 1999 massiv profitiert. Sie macht heute rund ein Drittel ihres Aktienumsatzes mit (ehemals) staatlichen Unternehmen. (APA)