Innsbruck - Seit 1983 sind die Kalkkögel in den Stubaier Alpen verordnetes Ruhegebiet: Die "Errichtung von Seilbahnen und Schleppliften zur Personenbeförderung" ist in Ruhegebieten per Gesetz untersagt.

Für Peter Haßlacher vom Österreichischen Alpenverein (ÖAV) ist es daher umso erstaunlicher, dass von Touristikern überhaupt Projekte für den Zusammenschluss der Skigebiete Schlick 2000 und der Axamer Lizum gibt. Denn dieser Zusammenschluss würde das Schutzgebiet im Gebiet der Kalkkögel durchschneiden. Und ein Liftbau wäre Rechtsbruch, argumentiert Haßlacher: Das Land müsste erst die bestehende Schutzgebietsverordnung aufheben. Das wiederum wäre nach der Alpenkonvention, dem internationalen Vertragswerk zum Schutz der Alpen, nicht zulässig. Auch die Internationale Alpenschutzkonvention (Cipra) bezeichnet einen Zusammenschluss als Rechtsbruch.

Trotzdem drängen Touristiker auf den Zusammenschluss der beiden Skigebiete. Erst im Dezember wurde Bürgermeistern von Axams bis Neustift ein Liftprojekt präsentiert. Unter den Dorfchefs herrscht Einigkeit: Die Skigebiete Schlick und Lizum müssten eines werden. Ansonsten müssten die Lifte zusperren, warnt der Bürgermeister von Axams, Rudolf Nagl: Die unter "Besucherschwund" leidenden Orte Mutters und Axams müssten so bald wie möglich mit den Hotelburgen des Stubaitals verbunden werden. Nur so könnte die ganze Region, vom Mittelgebirge bis zum Stubaital, "konkurrenzfähig" bleiben.

Auch die Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) spricht sich für den Zusammenschluss der Skigebiete Schlick/Axamer Lizum aus. Dazu brauche es ohnehin nur zwei Stützen durch das Ruhegebiet Kalkkögel. Après-Ski-Bars imSchutzgebiet müssten ja nicht sein. Und: Rund um Innsbruck gebe es ohnehin zu viele Schutzgebiete. Oppitz-Plörer will die einstige Erlassung des Ruhegebiets Kalkkögel noch einmal unter die Lupe nehmen. Auch das Land lässt erneut prüfen. Naturschutzreferent Hannes Gschwentner (SP)meint aber, dass die Ruhegebietsverordnung genau gegen diesen Erschließungsdruck von Touristikern eingeführt worden sei.(Verena Langegger, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 3.2.2010)