London/Rom/Warschau/Genf - Die Diskussion um die neue Irak-Resolution im UNO-Sicherheitsrat ist am Samstag Gegenstand von Kommentaren in mehreren internationalen Zeitungen.

"Guardian" (London)

Der liberale britische "Guardian" (London) schreibt: "Der gesunde Menschenverstand verlangt, dass die Waffeninspektoren ohne weitere Verzögerung in den Irak zurückkehren. Premierminister Tony Blair erinnerte vor kurzem selbst daran, dass die Massenvernichtungswaffen der Hauptgrund für den Krieg waren. Der im Sicherheitsrat vorliegende neue Resolutionsentwurf ist in mehrfacher Hinsicht nicht zufrieden stellend. Der UNO sollte bei der Bildung einer neuen Regierung für den Irak eine größere Rolle eingeräumt werden. Unabhängige UNO-Vermittler könnten dabei eine glaubwürdige Rolle spielen. Die USA und Großbritannien rechnen diesmal mit weniger Widerstand im UNO-Sicherheitsrat als vor dem Krieg. Sie könnten sich erneut täuschen."

"Corriere della Sera" (Mailand)

"Zeichnet sich eine neue Schlacht im UNO-Glaspalast in New York ab? Das glauben wir nicht, und vor allem hoffen wir, dass das nicht wieder passiert. Der Irak-Krieg und sein Ausgang sind unumkehrbare Fakten, was auch immer die berechtigten und grundsätzlichen Einwände waren, die ihm vorangegangen sind. Und Moskau und Paris würden heute einen Fehler begehen, wenn sie ein unmittelbares politisches Wiederaufleben (des Streits) in den Vereinten Nationen befürworten würden, statt mit den USA einen Dialog über die Zukunft zu beginnen. Die vernünftigste Voraussage wären daher Verhandlungen ohne Tote und Verletzte."

"Tages-Anzeiger" (Zürich)

"Für Washington drängt die Zeit. Mit den Erdölexporten könnte der Wiederaufbau im Irak finanziert und die wachsende Unzufriedenheit in der Bevölkerung eingedämmt werden. Zudem würde die Legitimation der UNO den Vorwurf in der arabischen Welt entschärfen, es gehe den USA nur darum, sich am Erdöl zu bereichern. Frankreich, Russland und die übrigen Kriegsgegner sollten den Umstand ausnutzen, dass die USA auf ihre Unterstützung angewiesen sind. Statt sich zu verweigern, müssen sie auf die permanenten Demütigungen mit klaren Forderungen bezüglich der Rolle der UNO im Irak, der Waffeninspektoren und ihrer eigenen finanziellen Interessen reagieren. Die Erfahrung lehrt: Die USA geben nur dann nach, wenn man ihnen entschlossen begegnet."

"Gazeta Wyborcza" (Warschau)

Die linksliberale polnische Zeitung "Gazeta Wyborcza" schreibt in Hinblick auf das Gipfeltreffen des "Weimarer Dreiecks" in Breslau (Wroclaw): "Trotz der kürzlichen Kollisionen wollen die drei Länder weiter zusammenarbeiten und diese Zusammenarbeit sogar vertiefen. Dabei hat Polen schon eine neue Rolle, als (künftiges) Mitglied der Gemeinschaft (der EU). Es sieht so aus, als ob unsere "Insubordination" im Irak-Krieg uns nicht so geschadet hat, wie einige glaubten, sondern uns sogar gestärkt hat. Zwar blieb bei den Partnern eine gewisse Enttäuschung, sie beschädigte jedoch nicht das grundlegende Ziel. Nichts wurde entschieden, aber alle zeigten guten Willen. Die Zukunft wird zeigen, ob dies genügt, damit das Weimarer Dreieck wieder auflebt." (APA/dpa)