Beirut - Der libanesische Staatsrat, das höchste Verwaltungsgericht des Landes, hat nach langwierigen Verhandlungen ein Regierungsdekret aus dem Jahr 1994 annulliert, auf dessen Grundlage Tausende von palästinensischen Flüchtlingen eingebürgert worden waren. Die Gerichtsentscheidung bewirkt, dass die betroffenen Personen automatisch die "illegal" erworbene Staatsangehörigkeit verlieren, wie Innenminister Elias Murr am Samstag in Beirut verlautbaren ließ.

Der nunmehr aufgehobene Erlass des damaligen und heutigen sunnitischen Ministerpräsidenten Rafik Hariri habe zu einem demographischen "Ungleichgewicht" (zwischen christlichen und moslemischen Bevölkerungsteilen) geführt, sagte der christliche Minister. Murr hob zudem hervor, dass der christliche Staatspräsident Emile Lahoud die Einbürgerung von Palästinensern strikt ablehnt und deren Rückkehrrecht verteidigt. Insgesamt sind 380.000 palästinensische Flüchtlinge im Libanon registriert.

Der Gerichtsbeschluss wurde von christlichen Politikern lebhaft begrüßt. Der Staatsrat war von der "Maronitischen Liga" angerufen worden, in der führende christliche Persönlichkeiten zusammengeschlossen sind. Nur noch etwa ein Drittel der libanesischen Bevölkerung ist christlich, während die Christen 1943 (als das Land unabhängig wurde) die Mehrheit stellten.(APA)