Bild nicht mehr verfügbar.

Besucherzentrum in Mauthausen

apa/fotoarchiv mauthausen

Linz - Im ehemaligen Konzentrationslager von Mauthausen fanden am Sonntag wieder die traditionellen Befreiungsfeiern statt. Das Konzentrationslager war im August 1938 von den Nationalsozialisten errichtet worden, bis 1945 wurden dort und in den Nebenlagern insgesamt rund 200.000 Menschen inhaftiert, 100.000 von ihnen überlebten die Grausamkeiten dieses "Todeslagers" nicht. Am 5. Mai 1945 wurde Mauthausen von den amerikanischen Truppen befreit. Diesen Tages gedenkt man seither.

Neues Besucherzentrum

Vor den eigentlichen Befreiungsfeiern, zu denen wie jedes Jahr zahlreiche Delegationen aus aller Welt gekommen waren, wurde ein neues Besucherzentrum eröffnet. Das zweigeschoßige Objekt grenzt unmittelbar an die Gedenkstätte an. Das Besucherzentrum steht im Zusammenhang mit einem neuen Konzept des Innenministeriums für die Gedenkstätte Mauthausen. Innenminister Ernst Strasser (V) sprach von einem "Kompetenzzentrum für historisches Wissen, politische Bildung und des Gedenkens".

Historische Dokumente bewahren

Einerseits gehe es darum, historische Dokumente und im Besonderen die Lebenserinnerungen der Überlebenden von Mauthausen zu bewahren, andererseits diene dieses Zentrum aber auch der Schärfung des Bewusstseins in der Gegenwart. Es dürfe zu keiner "Musealisierung des Holocaust" kommen, sagte Strasser. In dem neuen Zentrum sollen die Besucher die in der Gedenkstätte vermittelten Eindrücke weiter verarbeiten und vertiefen. Das Besucherzentrum sei damit ein weiterer Beitrag, die Gedenkstätte Mauthausen auch international als Mahnmal gegen Faschismus, Fremdenfeindlichkeit und Nationalsozialismus zu sichern.

Eröffnung durch Khol

Die Eröffnung des Besucherzentrums nahm Nationalratspräsident Andreas Khol (V) vor. Er betonte, dass Mauthausen zu einem zentralen Ort der österreichischen Geschichte geworden sei und alles getan werden müsse, um gegen alle Formen von Rassismus und Gewalt aufzutreten. In diesem Sinn sei das ehemalige Konzentrationslager Mauthausen ein Monument und ein Mahnmal. Man würde es sich aber heute zu leicht machen, ließe man es beim Gedenken bewenden. "Es geht darum, im Geiste des 'niemals wieder' die Zukunft zu gestalten", sagte Khol.

Ort der politischen Bildung

Mauthausen sei ein Ort des Lernens und der politischen Bildung und ein wichtiger Teil der Arbeit gegen das Vergessen, das Verdrängen, das Verharmlosen, die so genannte Historisierung und gegen die Normalität des Schreckens. Und Khol weiters: "Gewalt und Rassismus treten auch heute in ständig neuen Erscheinungsformen auf, manchmal frech und unverschämt, gleichsam im Alltagsgewand, manchmal getarnt und verkleidet, sie zu erkennen, zu brandmarken und an der Wurzel zu bekämpfen ist Aufgabe jeder Generation heute und in der Zukunft."

Pühringer warnt vor "Mentalität des Schlussstrichs"

Der oberösterreichische Landeshauptmann Josef Pühringer (V) meinte am Sonntag, wenn Geschehnisse mit tiefem Leid und schwerer Schuld verbunden seien, so "ist das Erinnern unverzichtbar, um eine Wiederholung für immer zu verhindern".

Darin liege die zentrale Aufgabe, die auch 58 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen noch immer aktuell sei, führte Pühringer aus. Er warnte weiteres vor einer "Mentalität des Schlussstrichs" und vor einem "leichtfertigen Gebrauch der Geschichte für die jeweiligen politischen Ziele".

"Gegen Gleichsetzungen"

Entschieden trat Pühringer gegen die, wie er es formulierte, "Gleichsetzung ungeliebter aktueller Verhältnisse mit denen im Faschismus" auf. Solche Gleichsetzungen würden sich verbieten, denn "sie bestreiten die Einmaligkeit der Ereignisse im Nationalsozialismus, spielen sie zu einer Variante der Geschichte herunter und degradieren damit auch die Opfer".

Das Versprechen "nie wieder" beinhalte auch die Verantwortung für heute, die Lehren aus den begangenen Verbrechen zu ziehen. Pühringer: "Es ist unsere Pflicht, insbesondere derer, die in der Gesellschaft Verantwortung tragen, alles zu tun, dass sich ein Mauthausen nie wieder ereignen kann." Die beste "Versicherungspolizze" dagegen sei eine Gesellschaft, in der sich alle Kräfte zur Demokratie bekennen und in der die Wahrung der Menschenwürde und Menschenrechte als oberste Richtschnur allen politischen Handelns gelten, sagte der oberösterreichische Landeshauptmann. (APA)