Salzburg - "Es tauchen die kühnsten Spekulationen auf", so kommentierte der Leiter der Sondermission des Außenministeriums, Johannes Eigner, am Sonntag neueste Medienberichte, wonach algerische Sicherheitsoffiziere im südwestlichen Nachbarland Mali nach den Spuren der 31 verschleppten europäischen Touristen suchen würden. Die Offiziere seien vergangene Woche nach Mali gereist, um einer verdächtigen Schmugglerbande nachzuspüren, meldete etwa die algerische Zeitung "El Watan".

Keine Lösegeldforderung an den Staat Österreich

Weiterhin in Schweigen hüllen sich österreichische wie auch algerische Regierungsbeamte, welche der verschiedenen Versionen über das Wohlergehen der entführten Touristen - acht Salzburger und zwei Tiroler, 15 Deutsche, vier Schweizer, ein Niederländer sowie ein Schwede - am ehesten zutreffen mögen. An die österreichische Regierung sei jedenfalls keine Lösegeldforderung gestellt worden, erklärte der in der Causa Algerien zuständige Gesandte des Außenministeriums in Wien, Martin Weiss, im Gespräch mit der APA. "Wir können nicht jedes Tagesgerücht kommentieren."

Keine gesicherten Ermittlungs-Ergebnisse

Tatsache sei, dass es keine gesicherten Ermittlungs-Ergebnisse gebe. Weder bestätigen noch dementieren wollte Weiss das angebliche Auffinden des grünen Toyota Land-Cruiser des Salzburger vermissten Ingo Bleckmann (60) und des Autokennzeichens des Reiseführers Gerhard Wintersteller (63) südwestlich von Amguid.

Sollten tatsächlich algerische Sicherheitskräfte in Mali sein, dann könnte das nach Einschätzung der Zeitung "L' Expression" für ein Scheitern der Suche in Algerien sprechen "oder zumindest dafür, dass die Aktionen zu keinem konkreten Ergebnis geführt haben". Bereits vor zwei Wochen hätte sich algerische Exekutivbeamte mit Unbekannten, die mit sechs Geländewagen unterwegs waren, an der Straße nach Mali ein Gefecht geliefert.

In der Gewalt von Wegelagerern?

Die Männer, mit Sturmgewehren vom Typ Kalaschnikow bewaffnet, seien allerdings entkommen, berichtete die Zeitung. Die Algerier würden nach dem bekannten Waffen-Schmuggler Mokhtar Belmokhtar, der Verbindungen nach Mali, Niger und Libyen pflege, suchen. Er beliefere auch die islamistische Terroristengruppe GSPC.

Die algerischen Behörden, die Medienberichten zu Folge auf jegliche ausländische Hilfe bei der Lösung der Geiselnahme verzichten würden, seien dem Schweizer Magazin "L ' Hebdo" nach überzeugt, dass sich die Touristen in der Gewalt von Wegelagerern befinden. Auftraggeber sei der oben genannte Islamistenführer und Zigarettenschmuggler Belmokhtar, der auch "Malboro-Pate" genannt werde. Er soll an der rund 2.000 Kilometer langen Grenze zu Mali operieren. Die Tat habe aber entgegen anders lautenden Aussagen keinen islamistischen Hintergrund.

Lösegeldforderungen

Nach Angaben des Schweizer Magazins hätten die algerischen Behörden die vermissten Urlauber "exakt" lokalisiert. Die Entführer hätten nach Angaben eines algerischen Behördenvertreters Lösegeldforderungen in der Höhe von insgesamt zwanzig bis dreißig Millionen Euro (je 663.394 Euro pro Geisel) gestellt. Algier habe bereits vor zwei Wochen die Geiselnahme gewaltsam beenden wollen, aber auf Bitten der deutschen und schweizer Regierung zunächst darauf verzichtet. (APA)