Oberstdorf - Auf Österreichs Skisprung- und Skiflug-Mannschaft ist Verlass. Gesamt-Weltcupleader Thomas Morgenstern hat bei für ihn schlechten Bedingungen diesmal nicht ganz vorne mitmischen können, dafür hat der neue ÖSV-Siegspringer im Team zugeschlagen. Martin Koch holte nach seinem Premierensieg in Harrachov am Samstag in Oberstdorf seinen zweiten Weltcup-Erfolg und übernahm damit auch im Skiflug-Weltcup die Gesamtführung von Morgenstern.

Koch segelte beim Skifliegen auf der Heini-Klopfer-Schanze auf 214,5 und 210,5 m und gewann mit 428,4 Punkten überlegen 21,8 Zähler vor dem Norweger Tom Hilde. Auf Rang drei und damit erstmals in dieser Saison auf dem Siegespodest landete Gregor Schlierenzauer. Österreichs Ski-"Adler" haben damit die Führung in der Team-Tour auf Polen schon auf 144,5 Zähler ausgebaut, die Wertung wird am Sonntag mit dem Teambewerb entschieden. Die ÖSV-Mannschaft wird in der Reihenfolge Morgenstern, Andreas Kofler, Schlierenzauer und erstmals als Schluss-Springer Koch an den Start gehen, wie Cheftrainer Alexander Pointner nach dem Bewerb bekanntgab.

"Sensationell. Ich bin noch ein bisserl zittrig. Es hat mir sehr geholfen, dass ich heuer schon gewonnen habe", freute sich Koch im Auslauf. Unbedingt habe er den Sieg haben wollen. "Dabei war ich am Schanzentisch zwei Meter zu spät dran. Aber ich habe attackiert und es voll durchgezogen. Der Rest ist Geschichte", meinte der Kärntner trocken. Nach zwei Mal Höchstweite in beiden Durchgängen war die Genugtuung groß. "Vor der Saison habe ich mir die WM in Oslo und die kleine Kugel im Skifliegen als kleines Ziel vorgenommen", verriet der Siebente im Gesamt-Weltcup. In seiner aktuellen Form hat er gute Chancen darauf, wird kommendes Wochenende in Vikersund ja neuerlich von einem Skiflug-Bakken um Weltcup-Punkte geflogen.

Juhu

Mit einem "Juhu" in die Kamera drückte auch Schlierenzauer seine große Erleichterung aus. Die schon zu Beginn nicht nach Wunsch verlaufene Saison und die Knieverletzung am 14.12. hatten ihn doch weit zurückgeworfen. "Natürlich ist es eine große Genugtuung nach dieser 'interessanten' Saison wieder zurück auf dem Podest zu sein. Das ist die beste Motivation in Richtung WM - heute werde ich gut schlafen." Der 21-jährige Tiroler und 32-fache Weltcupsieger sieht auch noch Reserven in sich. "Fliegen tu ich nach wie vor verdammt gut, in der Hocke sind noch ein paar Prozente drin."

Zunächst galt es für das ÖSV-Team, den Sieg in der Team-Tour-Wertung am Sonntag (13.45 Uhr) zu fixieren. Die ÖSV-Mannschaft ist haushoher Favorit auf den 100.000-Euro-Scheck. Cheftrainer Pointner war freilich glücklich mit seinem "neuesten" Siegspringer im Team, Martin Koch. "Spätestens nach seinem ersten Weltcup-Sieg in Harrachov haben wir gewusst, dass auch Martin Koch gewinnen kann. Er hat den letzten Schritt gemacht, der ihn zum Siegspringer macht."

Der Erfolgs-Coach freute sich aber auch sehr für Schlierenzauer. "Ich bin wirklich glücklich, dass er jetzt den Weg zurück aufs Podest geschafft hat, das war einmal notwendig. Es unterstützt ihn für den Entwicklungsschritt, auch mit Niederlagen umgehen zu könne, das war eine sehr harte Zeit", weiß Pointner und bedankte sich auch bei den Stützpunkttrainern und den Physiotherapeuten, die Schlierenzauer auf dem Weg zurück geholfen haben.

Thomas Morgenstern landete nach schwierigen Bedingungen zwar nur auf Platz 16, sein Vorsprung auf Simon Ammann (10.) schmolz aber nur leicht auf 428 Punkte. Der Kärntner hätte am Samstag mit einem Sieg und dementsprechender Platzierung von Ammann sogar schon seinen zweiten Gesamt-Weltcupsieg perfekt machen können. Diese Entscheidung wurde zumindest bis Vikersund vertagt. (APA)