Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Demonstrant bei einem rechten Aufmarsch in Tokio.

Foto: Reuters/Hanai

Tokio/Moskau - Gut drei Monate nach einem Besuch des russischen Präsidenten Dmitri Medwedew auf der Inselkette der Kurilen hat Japans Regierungschef Naoto Kan diese Reise als "unverzeihlichen Affront" bezeichnet. Er werde alles tun, damit die vier umstrittenen Inseln in den japanischen Staatsverband zurückkehren würden, sagte Kan am Montag bei einer Veranstaltung zum jährlichen Gedenktag für die Inseln. Er werde "geduldig", aber "mit unerschütterlichem Willen" verhandeln, fügte er hinzu. Japan wolle "die Frage lösen und einen Friedensvertrag schließen".

Tokio fordert die 1945 von der Sowjetunion annektierten Südkurilen Kunashiri, Etorofu, Shikotan und Habomai zwischen dem Ochotskischen Meer und dem Pazifik als seine "nördlichen Territorien" zurück. Noch immer empfindet ein Großteil der Japaner den Verlust der "nördlichen Territorien" als Schmach. Moskau hatte in langwierigen Verhandlungen ein sogenanntes "Hongkong-Modell" für diese Inseln abgelehnt.

"Ausgesprochen undiplomatisch"

Die insgesamt 56 Kurilen-Inseln werden seit Ende des Zweiten Weltkriegs vollständig von Moskau kontrolliert. Der Streit um die vier südlichen Inseln verhindert seit 65 Jahren die Unterzeichnung eines bilateralen Friedensvertrages. Zwar wurden die Verhandlungen nach dem Untergang der Sowjetunion im Jahr 1991 wieder aufgenommen, sie blieben jedoch bis heute ergebnislos. Auf den Inseln befinden sich große Gold- und Silbervorkommen. Außerdem gibt es in den umliegenden Gewässern umfangreiche Fischbestände. Auf den rund 5000 Quadratkilometern leben etwa 19.000 Menschen.

Russlands Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete Kans Äußerungen als "ausgesprochen undiplomatisch". Sie unterschieden sich "stark vom respektvollen Tonfall", den Kan und Medwedew bei einer Zusammenkunft im vergangenen Herbst angeschlagen hätten, sagte Lawrow. Es sei zudem "traurig und betrüblich", dass Japan militante Organisationen finanziere, die eine Rückgabe der Inseln zum Ziel hätten. Trotzdem sei Russland zu einem Dialog bereit. Medwedews außenpolitischer Berater Sergej Prichodko bekräftigte, dass Moskau die Kurilen "nicht heute und nicht morgen" an Japan abtreten werde.

Medwedew hatte die Kurilen, die zwischen der russischen Halbinsel Kamtschatka und der japanischen Insel Hokkaido liegen, am 1. November ungeachtet scharfer Proteste aus Tokio besucht. Es war der erste Besuch eines russischen Staatschefs auf dem umstrittenen Archipel seit dessen Einnahme durch sowjetische Truppen im Jahr 1945. Unmittelbar nach Medwedews Besuch rief Tokio seinen Botschafter zu Konsultationen aus Moskau zurück. Medwedew betonte im Dezember erneut Russlands Anspruch auf die Inseln und schlug eine Freihandelszone für das umstrittene Gebiet vor. (APA)