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Der selbsternannte Emir des Kaukasus, Doku Umarow, bekennt sich zum Moskauer Anschlag und warnt Russland in einem Video vor weiteren Attentaten.

Foto: Reuters/www.kavkazcenter.com

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Der tschetschenische Extremist Doku Umarow will für den Anschlag auf den Moskauer Flughafen verantwortlich sein. Nach der Spaltung der Rebellengruppen gibt es jedoch Zweifel an seiner Autorität.

Zwei Wochen nach dem Terroranschlag auf dem internationalen Flughafen Moskau Domodedowo ist ein Bekennervideo des tschetschenischen Extremisten und selbsternannten Emir des Kaukasus, Doku Umarow, aufgetaucht. Der blutige Anschlag, bei dem 36 Menschen ums Leben kamen, sei eine Sonderoperation gewesen, die in seinem Befehl durchgeführt wurde, sagte er in dem 15-minütigen Bekennervideo.

Der islamische Extremist, der Russland den heiligen Krieg erklärte, bringt sich immer wieder ins Spiel. Der 46-Jährige mit dem Rauschebart bekannte sich zu den Selbstmordattentaten auf die Moskauer Metro im März 2010, einen Anschlag in der Nähe der Gasprom-Zentrale und zur Sprengung eines Kraftwerkes in Sibirien. In diesen Fällen tauchten die Bekennervideos jedoch bereits wenige Tage nach den Terrorakten auf.

"Ich beweise dem Putin'schen Regime in Moskau, dass wir diese Operationen jederzeit an jedem beliebigen Ort durchführen können – regelmäßig und aggressiver", sagte Umarow mit erhobenem Zeigefinger und starkem Akzent auf Russisch. Solange sich Russland nicht aus dem Kaukasus zurückziehe, werde es zu weiteren Anschlägen kommen.

Kein offizieller Kommentar

Offiziell wollen die Ermittler und der Inlandsgeheimdienst FSB das Bekennervideo nicht kommentieren. Hinter den Kulissen äußerten die russischen Behörden jedoch Zweifel, ob Umarow überhaupt noch über die Macht verfügt, einen derartigen Terroranschlag durchzuführen.

"Dieser Umarow fantasiert doch, er kommandiert doch schon lange niemanden mehr, sondern versteckt sich in irgendeiner Höhle. Diese Ratte wollte einfach auf sich aufmerksam machen", zitiert die Tageszeitung Kommersant eine anonyme Quelle im tschetschenischen Innenministerium. Mitte Jänner waren in den russischen Medien Gerüchte aufgetaucht, Umarow sei bei einem Gefecht ums Leben gekommen.

Umarow hat vergangenen Sommer einen Großteil seiner Macht eingebüßt – die Rebellengruppen haben sich gespalten. Die mächtigsten Kommandanten des tschetschenischen Widerstands – die Emire Alsanbek, Tarchan und Muchannad - haben sich von Umarow abgewandt und Emir Hussein Gakajew zu ihrem neuen Anführer bestimmt. Laut Experten haben die Abtrünnigen 90 Prozent der tschetschenischen Rebellen hinter sich.

Der Streit um die Richtung der Separationsbewegung schwelt, seitdem Umarow 2007 das "Kaukasische Emirat" ausgerufen hat. Die Gruppe um Gakajew wird zum nationalistischen Flügel gezählt, der mit der Islamisierung des Konflikts nie viel anfangen konnte. Umarow kann noch auf die Unterstützung von Rebellen aus Dagestan und Kabardino-Balkarien zählen.

Vor dem am Montagabend auf der Internetseite Kavkazcenter aufgetauchten Video wurde am Wochenende ein anderes Video veröffentlicht, in dem Umarow Russland ein Jahr voller Blut und Tränen prophezeite. Darauf ist auch ein junger Mann zu sehen, der laut Medien dem mutmaßlichen Selbstmordattentäter von Domodedowo ähnlich sieht. Dabei soll es sich um den 20-jährigen Magomed Jewlojew aus dem inguschetischen Dorf Ali-Jurt handeln. (Verena Diethelm aus Moskau/DER STANDARD, Printausgabe, 9.2.2011)