Aktivistinnen und Unterstützerinnen von "AUS!" bei der Pressekonferenz (v.l.n.r.): Brigitte Ruprecht, Christina Pölzlbauer, Barbara Klein, Petra Unger, Joana Adesuwa Reiterer, Melitta Toth und Birge Krondorfer.

Foto: Bettina Frenzel

Die ersten Plakate für die Demonstration wurden am Dienstag vor dem Kosmos-Theater...

Foto: Bettina Frenzel

...von "AUS!"-Aktivistinnen bereits präsentiert.

Foto: Bettina Frenzel

Untermalt mit den Klängen einer Cellistin.

Foto: Bettina Frenzel

"Die Emanzipation von Frauen und Männern ist weniger weit fortgeschritten, als oft behauptet wird", so Petra Unger, Sprecherin der Plattform "AUS!" bei der Pressekonferenz am Dienstag im Kosmos-Theater. Die Plattform "20.000frauen - AUS! Aktion. Umsetzung. Sofort.!" wurde für die am 19. März geplante Großdemonstration auf der Wiener Ringstraße ins Leben gerufen. Denn für die Aktivistinnen ist es "an der Zeit, die alten Forderungen wieder lautstark auf die Straße zu tragen und für Frauen-, Menschenrechte und mehr Demokratie einzutreten".

Am 19. März 1911 fand in Wien die erste große Demonstration für die Rechte von Frauen mit rund 20.000 - großteils - Frauen statt. 100 Jahre später soll sich das wiederholen. Daher treffen seit September 2010 regelmäßig Frauen aus den verschiedensten Organisationen zusammen, um eine weitere Großdemonstration vorzubereiten - wieder sollen mindestens 20.000 Frauen auf die Wiener Ringstraße kommen. "AUS!" ist seither zu einer großen Plattform unterschiedlichster Frauen-Organisationen angewachsen. Die Aktivistinnen können sich auch über die Unterstützung der Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek freuen. In Verhandlungen stehen sie derzeit auch mit den ÖBB, um für die Anreise aus den Bundesländern am 19. März Ticketermäßigungen für die DemonstrantInnen zu arrangieren.

"Ewig gestrige Männer"

Neue Forderungen will die Plattform nicht formulieren, darauf wird bewusst verwiesen. Der daraus resultierende Name "AUS! - Aktion. Umsetzung. Sofort.!" drückt den Anspruch nach sofortiger Umsetzung alter und dennoch aktueller Forderungen aus. "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" etwa wurde von der ÖGB-Frauenvorsitzenden Brigitte Ruprecht als Forderung genannt. Bei der Pressekonferenz ist Ruprecht eine der anwesenden Unterstützerinnen der Plattform. Christina Pölzlbauer, die Vorsitzende des österreichischen Frauenrings, gab bei der Pressekonferenz zu bedenken, dass neben der Forderung nach Umsetzung auch ein wachsames Auge auf aktuelle Entwicklungen gelegt werden muss. Die Sorgerechtsdebatte etwa stellt für sie "einen Backlash dar, darüber darf nicht hinweggesehen werden. Kaum eine Forderung des Frauenvolksbegehrens wurde umgesetzt", beklagte Pölzlbauer und "weiterhin haben wir es mit den ewig gestrigen Männern zu tun, die nach wie vor das Sagen haben, auch das muss sich ändern", so die Vorsitzende des Frauenrings.

Die Intendantin des Kosmos-Theaters, Barbara Klein, zeigte sich bei der Pressekonferenz als Sprachrohr von Künstlerinnen und allen Frauen, die im Kunst- und Kulturbetrieb angesiedelt sind. "Österreich ist einzementiert in patriarchalen Strukturen. Den ideologischen Rucksack tragen wir alle", so Klein. "Die kunstschaffenden Frauen arbeiten so prekär, dass einem graut". Ihre Forderungen gehen in Richtung Ressourcenausweitung - sowohl finanziell als auch räumlich.

"Menschenrechtswidrige Verhältnisse"

Eine weitere Verbündete der Plattform "AUS!" ist EXIT. Der Verein setzt sich für Opfer des Menschenhandels ein und bietet unbürokratische Unterstützung, die nicht mit dem Aufenthaltsstatus der Frauen endet. Joana Adesuwa Reiterer, Obfrau und Leiterin von EXIT, schilderte, dass der Menschenhandel stetig zunimmt und "Frauen in Österreich oft auf menschenrechtswidrige Verhältnisse stoßen". Gewalt gegen Frauen ist auch eines der zentralen Arbeitsfelder der katholischen Frauenbewegung (KFB), die sich im Kosmos-Theater ebenso als Unterstützerinnen der "Plattform-AUS!" präsentierten. KFB-Vorsitzende Melitta Toth erachtet es als "beschämend, dass es nach wie vor Frauenorganisationen sind, die das Thema Frauenrechte am Kochen halten". Dass die Regierung die Gelder bei der Entwicklungs- zusammenarbeit kürzte, löste bei Toth Kopfschütteln aus. "Solidarität darf keine Worthülse sein" - die Forderung nach mehr Ressourcen in der Entwicklungszusammenarbeit folgte auf dem Fuße.

"Widerspruch und Widerstand"

Birge Krondorfer vom Verband Feministischer Wissenschafterinnen und der Frauenhetz beteiligt sich seit September als Aktivistin bei "AUS!". Nach einem kurzem Aufriss über die Problematik vor der sich feministische Wissenschaftlerinnen sehen, appellierte sie zu mehr "Widerspruch und Widerstand". Die Demonstration am 19. März wird von "AUS!" als Auftakt verstanden, weitere gemeinsame Aktionen der Plattform sollen folgen, so "AUS!"-Sprecherin Unger. Auf die Frage, wer zur Demonstration kommen soll, erwiderte Unger: "Alle Frauen und die, die sich als Frauen verstehen." (Sandra Ernst Kaiser, dieStandard.at, 9.2.2011)