In der fortlaufenden Saga vom Wiederaufbau des Irak hat sich am Wochenende einiges getan: Tommy Franks, der Oberbefehlshaber der US-Truppen, hat die Baath-Partei kurz und schmerzlos für aufgelöst erklärt (hoffentlich spricht sich dies auch schnell zu den einfachen Parteimitgliedern herum), während Paul Bremer, ehemaliger Antiterrorspezialist im Außenministerium, Exgeneral Jay Garner als obersten Zivilverwalter in Bagdad abgelöst hat. Wie viele andere politische Schachzüge in Washington lässt sich auch dieses Revirement im Kontext des Dauerkonflikts zwischen State Department und Pentagon deuten: Die offenkundig unzulänglichen Versuche der Militärs, der irakischen Bevölkerung ein verlässliches Sicherheitsgefühl zu vermitteln, sollen nun - mit Billigung des Weißen Hauses, das vom Außenministerium diesmal auf seine Seite gezogen wurde - von einem Zivilisten weitergeführt werden. Auch an einer anderen Front läuft es für Bush nicht ganz so rund: Zum einen reißt die Kritik wegen seines Auftritts auf dem Flugzeugträger "USS Lincoln", bei dem er Steuergelder für seine persönliche Eigenwerbung vergeudet habe, nicht ab. Ernster zu nehmen ist aber der Ärger, den die undurchsichtige Vergabepraxis für Wiederaufbauaufträge im Irak hervorruft.

Dieser Ärger hat in der vergangenen Woche durch eine Ausweitung des Auftragsvolumens für den einst von Vizepräsident Dick Cheney geleiteten Halliburton-Konzern neue Nahrung erhalten. Brüskiert fühlt sich nicht nur die politische Opposition, sondern auch leer ausgegangene Halliburton-Konkurrenten - von den nicht amerikanischen Firmen mit Interessen im Irak ganz zu schweigen. Wenn Bush daran liegt, dass sein Freundeskreis nicht als finanzieller Hauptnutznießer der politischen Lage erscheint, hat er jedenfalls akuten Handlungsbedarf.

(DER STANDARD, Printausgabe, 12.5.2003)