Vermisste Touristen

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Grafik: Der Standard

Algier/Wien - Ein Name tauche dieser Tage in Zusammenhang mit den verschwundenen Algerientouristen erneut auf, erläutert Johannes Eigner, Leiter der Sonderdelegation des Außenministeriums: jener von Mokhtar Belmokhtar, eines zwischen Libyen, Niger, Mali und Südalgerien operierenden Schmugglerführers, dem auch Verbindungen zu Al-Kaida nachgesagt werden.

Laut algerischen Zeitungen und dem Schweizer Magazin L'Hebdo sollen sich die zehn Österreicher, 15 Deutschen, vier Schweizer sowie je ein Niederländer und Schwede in der Gewalt Belmokhtars befinden. In der Bergregion Tamelrik, 1800 Kilometer südlich der algerischen Hauptstadt.

Anders die algerische Zeitung El Watan: Sie schrieb von einer Suche nach den Verschwundenen im Nachbarstaat Mali, während L'Hebdo von angeblichen Lösegeldforderungen der Entführer zu berichten wusste. Pro Geisel seien umgerechnet 663.394 Euro verlangt worden: "Alles Gerüchte, wie schon seit Wochen", relativiert Eigner.

Eine Gerüchtequelle jedoch dürfte hochrangig sein: "Der algerische Innenminister Yazid Zerhouni hat Belmokhtar mit dem Verschwinden in Zusammenhang gebracht - vergangenen Dienstag bei einem Hearing des algerischen Parlaments unter Ausschluss der Öffentlichkeit", erzählt der Sonderdelegationsleiter. Offenbar habe jemand ein Tonband mitlaufen lassen.

Am Samstag war im Wiener Außenministerium bekannt geworden, dass sich unter den sechs Geländewagen, die algerische Beamte in den vergangenen Wochen in der Wüste gefunden haben, auch der grüne Toyota Land-Cruiser des vermissten Salzburgers Ingo Bleckmann (60) befindet. Der Tank des Toyotas sei leer gewesen, die Autobatterie habe gefehlt. Auch das Autokennzeichen des Salzburgers Gerhard Wintersteller (63) sei geborgen worden. Von den seit Mitte Februar Verschwundenen selbst fehle jedoch weiterhin jede konkrete Spur.

Dennoch sperrt sich die algerische Regierung weiterhin gegen Hilfe von außen. Einem Bericht des deutschen Magazins Focus zufolge sollen die Entführer direkte Verhandlungen mit Deutschland gefordert haben. Innenminister Zerhouni habe dies kategorisch abgelehnt. (bri/DER STANDARD, Printausgabe, 12.5.2003)