Bern - Laut dem Schweizer Generalstabschef Christophe Keckeis kann die Polizei die Anforderungen beim G-8-Gipfel im benachbarten französischen Evian nicht allein bewältigen: "Die Armee kann zur Lösung beitragen", meint er.

"Man sollte Chaoten viel konsequenter verfolgen und Bewilligungen für Demonstrationen restriktiver erteilen", sagte Keckeis gegenüber der "SonntagsZeitung". Die Behörden sollten trotz verfassungsmässigem Demonstrationsrecht den Mut haben zu sagen: Demonstrationen seien nur vor oder nach der Konferenz möglich. Kein Demonstrationsverbot vorgesehen

Laut dem Sprecher von Keckeis, Roman Weissen, forderte der Generalstabschef aber zu keiner Zeit ein Demonstrationsverbot. Der Generalstabschef respektiere in jedem Fall das verfassungsmäßige Grundrecht, sich an Demonstrationen zu beteiligen.

Gegenüber der "SonntagsZeitung" sagte Keckeis weiter: "Kann die Schweiz die Sicherheit nicht mehr gewährleisten, ist ihr Image dramatisch angeschlagen." Denn die Schweiz sei eine geeignete Plattform für Gespräche, Konferenzen und Demonstrationen. Größter Einsatz der Schweizer Armee seit dem Zweiten Weltkrieg

Die Schweizer Armeeangehörigen sollen während des G-8-Gipfels in Evian (F) vom 1. bis 3. Juni um jeden Preis den Kontakt mit Demonstranten vermeiden, hieß es am 28. April. Im Notfall erhielten die Armeeangehörigen den Befehl zum Rückzug, um Demonstrationen auszuweichen, sagte Divisionär Luc Fellay, Kommandant der Land Task Force der Schweizer Armee während des Gipfels, damals im Bundeshaus vor den Medien.

In erster Linie wird die Armee die Polizei mit Fahrzeugen, Kommunikationsmitteln und anderem Material unterstützen. Interventionsaufgaben übernehmen einzig die Polizeikorps. Es handelt sich dabei laut Fellay um den größten Einsatz der Schweizer Armee seit dem Zweiten Weltkrieg. Rund 4000 Armeeangehörige sollen für Sicherheitsaufgaben eingesetzt werden - davon alleine 600 am Flughafen Genf-Cointrin. Insgesamt stehen rund 5600 Armeeangehörige im Einsatz. (APA/sda)