Für schwer wiegende Ökosünden der Elektro- und Elektronikindustrie hatten bis vor kurzem hauptsächlich Konsumenten zu zahlen - und zwar durch einen Stromverbrauch, der weder für die Umwelt noch für die Geldbörsen sehr bekömmlich war. Die Erkenntnis, dass die ökologische Hauptbelastung nicht während der Produktion, sondern erst in der Gebrauchsphase passierte, hatte man dem Einsatz "Produktbezogener Umweltinformationssysteme" (PUIS) zu verdanken.
Im Gegensatz zu klassischen Umweltmanagementsystemen, die sich meist nur auf einen bestimmten Standort konzentrieren, können PUIS die ökologischen Auswirkungen einzelner Produkte während ihres gesamten Lebenszyklus - also von der Rohstoffbeschaffung bis zur Entsorgung - beurteilen. In der Elektroindustrie hat dieses produktbezogene Öko-Screening ein Umdenken mit konkreten Folgen bewirkt: Durch die Energieeffizienzverordnung müssen sich die Hersteller nun um eine Senkung des Energieverbrauchs ihrer Geräte bemühen. Um solchen in Zukunft verstärkt zu erwartenden gesetzlichen Regulierungen vorzubeugen, setzen mittlerweile immer mehr Unternehmen auf den Einsatz von PUIS.
"Vor allem international agierende Firmen haben die ökologische Beurteilung von Produkt-Lebenszyklen bereits fix in ihr Management integriert", weiß Uli Seebacher vom Interuniversitären Forschungszentrum (IFF/IFZ) Graz. "Dadurch sind sie einerseits auf künftige Gesetzesänderungen vorbereitet, andererseits wirkt dieses Instrument natürlich auch als starkes Marketingargument, da die Kunden zunehmend auf die Umweltfolgen von Produkten achten." Die entsprechenden Methoden werden von österreichischen Firmen bislang allerdings eher zufällig ausgewählt. "Ein PUIS sollte jedoch auf die speziellen Bedürfnisse eines Unternehmens abgestimmt sein, damit man es sinnvoll nutzen kann", betont Seebacher.
Immerhin können ökologische Optimierungen beim Produkt auch wirtschaftliche Vorteile bringen. Um die Wahl der Erfolg versprechenden Methoden zu erleichtern, haben die Forscher gemeinsam mit Kollegen vom IIÖ (Institut für Industrielle Ökologie in St. Pölten) die gebräuchlichsten Systeme analysiert, Anforderungsprofile erhoben und praxisorientierte Auswahlstrategien für die "Fabrik der Zukunft" entwickelt.
Ab Ende Mai soll dieses Know-how allen interessierten Unternehmen gratis im Internet zur Verfügung stehen. (grido/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12. 5. 2003)