Berkeley/Kalifornien - Entgegen bisheriger Vermutungen ändern sich die fünf wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale das ganze Leben hindurch. Die Persönlichkeit steht nicht mit 30 fest, behaupten WissenschaftlerInnen der University of Berkeley/Kalifornien. Sie untersuchten 132.515 Personen im Alter zwischen 21 und 60 Jahren auf die so genannten "Big Five": Offenheit, Neurotizismus (emotionale Labilität), Extrovertiertheit, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit.

In den Dreißigern werden Menschen besonders verträglich, schreiben die WissenschaftlerInnen unter der Leitung von Sanjay Srivastava im Fachmagazin Journal of Personality and Social Psychology. Auch die Gewissenhaftigkeit nimmt mit den Jahren zu. Die größte Steigerung erfolgt dabei in den Zwanzigern.

Bei Frauen sinkt Extrovertiertheit

In Puncto Neurotizismus unterscheiden sich die Geschlechter. Mit steigendem Alter sind laut Untersuchung Frauen weniger emotional labil. Bei Männern ändert sich dieses Persönlichkeitsmerkmal nicht. Dafür sinkt bei Frauen mit den Jahren das Maß an Extrovertiertheit, bei Männern offenbar nicht. Laut Studie sind sowohl Neurotizismus als auch Extrovertiertheit bei jungen Frauen wesentlich stärker ausgeprägt als bei Männern. Die würde als Fazit bedeuten, dass sich die beiden Geschlechter in bestimmten Charaktereigenschaften mit zunehmendem Alter immer mehr angleichen. Kaum eine Änderung beobachten die Wissenschaftler bei der "Offenheit". Diese nahm bei Frauen und Männern generell nur leicht ab.

Die Ergebnisse stehen mit der weitverbreiteten Ansicht, dass sich die Persönlichkeit ab dem frühen Erwachsenenalter kaum bis gar nicht mehr entwickelt, im Widerspruch. Es gibt laut ForscherInnen einige Beweise gegen die genetische Programmierung der Persönlichkeitsmerkmale. "In der Studie änderten sich Persönlichkeitsmerkmale graduell aber während der Jahre systematisch, zum Teil verstärkt ab 30", schreibt Srivastava. (pte)