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Charles Taylor vor Gericht.

Foto: APA/EPA/Lampen

Leidschendam - Wegen eines Antrags der Verteidigung ist der seit Jahren währende Kriegsverbrecher-Prozess gegen Liberias Ex-Präsident Charles Taylor am Freitag nicht wie geplant abgeschlossen worden. Das UNO-Kriegsverbrechertribunal vertage sich auf unbestimmte Dauer, sagte Richterin Teresa Doherty während der Verhandlung in Leidschendam, einem Vorort von Den Haag. Der Prozess wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit könne erst abgeschlossen werden, wenn die Berufungskammer über ein von der Verteidigung verspätet eingereichtes Dokument entschieden habe, das nicht zugelassen worden war; dagegen war die Verteidigung vorgegangen.

Taylor erschien am Freitag erneut nicht vor Gericht. In einer Mitteilung erklärte er, er verzichte auf sein Recht, bei der Verhandlung anwesend zu sein. Der Ex-Staatschef ist wegen wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in elf Punkten angeklagt. Er weist jede Schuld von sich.

In dem seit 2008 laufenden Verfahren geht es um Taylors mutmaßliche Unterstützung für die Rebellenbewegung Revolutionäre Front im Nachbarland Sierra Leone, die Kindersoldaten in den Kampf geschickt hatte und mit deren Hilfe Taylor reiche Diamantenschätze angehäuft haben soll. In dem Bürgerkrieg in Sierra Leone wurden zwischen 1991 und 2001 etwa 120.000 Menschen getötet.

Taylors Anwalt Courtenay Griffiths war am Dienstag vor dem Plädoyer der Anklage aus dem Sitzungssaal gestürmt. Zwei Stunden später weigerte sich auch Taylor nach einer Kaffeepause, in den Gerichtssaal zurückzukehren. Am Mittwoch erschienen Taylor und sein Anwalt nicht für ihr Schlussplädoyer. Nach eigenen Angaben boykottieren sie den Prozess wegen der Nicht-Zulassung des von ihnen eingereichten Dokuments, das eine Zusammenfassung der Argumente der Verteidigung enthält. Das Urteil sollte eigentlich Mitte des Jahres fallen. (APA/AFP)